FAZ und TAZ im Gleichschritt
vs. Obama 
Zur Kritik am Friedensnobelpreis: Wären sich die Kritiker Obamas so einig, wie sie es in der Kritik an Obama sind, so sollen sie ihre Kriege beenden, die sie ihm zum Vorwurf machen.


Der Bayerische Rundfunk meint: "Mit ihm hatte eigentlich niemand gerechnet, umso größer war die Sensation: Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an US-Präsident Barack Obama." - Da fragt sich, mit wem denn der Sender gerechnet hatte. Immerhin qualifizierter das Interview mit Klaus Kastan.

FOCUS.de: "Der Friedensnobelpreis aus dem Nichts" - So scheint es typischerweise Leuten, die von Physik nichts verstehen und solchen Schein auf die Politik übertragen. Der FOCUS mal wieder dürftig, dumm und dämlich statt "Fakten, Fakten, Fakten".

STERN.de: "Hat Obama ihn verdient?" - Der Kommentar ist okay, aber eben doch defensiv, als sei es peinlich, dass da mal jemand den Friedensnobelpreis tatsächlich für Friedenspolitik bekommt, die selbstverständlich stets umstrittener ist als wenn jemand Brot unter die Leute wirft oder Bäume pflanzt und dafür ausgezeichnet wird.

ZEIT.de: "Mahnung an einen Hoffnungsträger" und verkleinert die Ehrung als "Wette auf die Zukunft", als habe Obama nichts verlangt, nichts geleistet. Wen die ZEIT.de für preiswürdiger hält, darf deren Geheimnis bleiben, wäre eine "Wette auf ihre eigene Belanglosigkeit", der sie mit jedem verantwortungslosen Artikel einen Schritt näher kommt. Dass es weiter hinten im "Kommentar" wohlwollender wird, macht die Häme nicht gut, sondern rundet sie ab - und stets feige versteckt hinter Zitaten. Das ist die Masche der falschen Freunde. Und nichts ist perfider als das.

Bei SPIEGEL.de galt Obama noch gestern als "Außenseiter", der frühestens im kommenden Jahr in Betracht käme. Statt in der Sache zu informieren und diskutieren, befasste sich der Artikel ausgiebig mit dem Kuriositätenkabinett, dass alljährlich auch Helmut Kohl und Berlusconi nominiert werden. Erheblich besser ist die heutige SPIEGEL-Berichterstattung, weil eben  "Berichterstattung", während bei der "Meinungsbildung" die Belanglosigkeiten und Fehleinschätzungen dominierten.

Die ARD-Tagesschau macht es wie ZEIT.de - ein bisschen so tun, als wolle man gratulieren, aber dann behaupten: "als US-Präsident hat er bisher keine Friedenserfolge nachzuweisen."  - Da freuen sich Bin Laden, Achmedinedschad, Hamas und Netanjahu, solange ihr Versagen in Versagen von Friedensnobelpreisträgern uminterpretiert wird. Die vermeintliche Besonnenheit von Tagesschau und ZEIT.de ist Dämlichkeit aus Desinteresse an der Welt, über die sie Tag für Tag mit größtmöglich innerem Abstand berichten, der dann eben auch ein intellektueller Abstand ist.

Der DPA-Newsticker bringt den Titel "Analyse: Belohnung für eine Vision" und entrückt die Atomwaffenächtung ins nahezu Irrationale, als dürften Verträge gebrochen werden, aber in Art.6 Atomwaffensperrvertrag steht nun mal das Gebot zum vollständigen Atomwaffenverbot und wurde von fünf Atomwaffenstaaten unterschrieben, wie es dem Kommentator wohl weniger gefiele, würde man ihm sein Verlangen nach dem vertraglichen Zeilengeld als "Vision" bezeichnen.

Die TAZ.de meint: "Schade. Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Barack Obama setzt das falsche Signal. Sie schadet dem Preis - ... Warum ist das wichtig? Weil es nicht viele Würdigungen gibt, die wenigstens grundsätzlich - wenn schon nicht im jeweiligen Einzelfall - von der ganzen Welt respektiert werden. Die also zumindest theoretisch für die Universalität bestimmter Werte stehen. Umstritten darf der Preis deshalb sein. Als Prämie der Begabtenförderung ist er ungeeignet." - Dann standen der TAZ die Worte z.B. in Kairo nicht für universelle Werte? Wem die Worte nicht mehr zählen, sollte sich auch die eigenen Kommentare sparen.

Die FAZ.de meint: "Belohnung für viele Versprechungen" und trifft den Geschmack ihrer Leserschaft, die in einer Abstimmung Obama als bloßen Sprücheklopfer untergehen lässt.

Das Stereotyp des FAZ-Kommentars lautet: "Welche dieser Versprechen Obama einlösen kann, welche symbolischen Gesten Früchte in der Wirklichkeit tragen werden, welche Kompromisse er aber auf der anderen Seite mit dem Kongress daheim und mit den internationalen Verhandlungspartnern sowie mit erklärten Gegnern auf der Weltbühne machen muss, das werden freilich erst die kommenden Jahre zeigen."  

Den Kritikern Obamas sei erklärt, dass wenn jemand kein Schläger, sondern ein Handreicher ist, dann hat der den Friedenspreis verdient, und zwar auch dann, wenn die andere Seite die Hand ausschlägt.

msr20091009

Die TAZ bläst mit drei Titeln ins Horn:

9.10.2009: "Ohrfeige für die Friedensbewegung" - Nein, mir ist es eher Ansporn. 

9.10.2009: "Fürs Versprechen ausgezeichnet" ... "Doch unklar ist wofür." - Dann sollen die TAZ-Macher die Begründung lesen.

10.10.2009: "Das falsche Signal" und "Für Versprechen ausgezeichnet" - Falsch, denn es sind nicht nur Versprechen, sondern Forderungen. Und von denen sollte die TAZ lernen, wie auch die FAZ und Bin Laden.

Wären sich die Kritiker Obamas so einig, wie sie sich einig in der Kritik an Obama sind, so bräuchte es keinen Obama. 

msr 20091010     >> DISKUSSION 

>> Kritik der FriKo an Preisverleihung mit Kommentar

>> Obamas Gegner und falsche Freunde

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