Entspannungspolitik
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Als Entspannungspolitik bezeichnete man die seit etwa 1970 vermehrt einsetzende Abkehr vom Konfrontationskurs zwischen den westlichen Industrienationen und dem staatssozialistischen Ostblock bis zu dessen allmählichem Zerfall (1980 - 1990).

Die Ost-Westkonfrontation war wesentlich durch den Systemwiderspruch zwischen marktwirtschaftlichen Demokratien und den sozialistischen Staaten gekennzeichnet, der durch Wettrüsten, Stellvertreterkriege in vielen Regionen der Welt und durch militärische Interventionen der Supermächte oftmals an der Schwelle zu einer globalen  Katastrophe hätte führen können.  Diese Jahrzehnte der zugespitzten Systemkonfrontation werden auch als "Ost-West-Konflikt" oder "Kalter Krieg" bezeichnet.

Die Notwendigkeit der Entspannungspolitik wurde wegen ihrer großen Bedeutung für das Überleben der Menschheit und wegen der hohen volkswirtschaftlichen Kosten durch das Wettrüsten auf beiden Seiten des politischen Konflikts von vielen Politikern verstanden, so dass die Entspannungspolitik nicht nur einer Seite zu verdanken ist, sondern jeweils den Politikern, die sich gegen oft schärfste Angriffe "aus den eigenen Reihen" dafür einsetzten.

Besonders hervorzuheben sind auf Seiten der Bundesrepublik Deutschland Willy Brandt, aber eben auch auf Seiten der Deutschen Demokratischen Republik dessen jahrzehntelanger Machthaber Erich Honecker, der als Konsequenz aus den globalen Risiken der Systemkonfrontation eine "Koalition der Vernunft" forderte, die insbesondere den an Schärfe gewinnenden Widerspruch zwischen den USA  und der UdSSR zu mildern versuchte, nach dem die UdSSR in  Afghanistan einmarschiert war.

Die wesentlichen Elemente der Entspannungspolitik waren:

1. Weiterentwicklung der Idee einer friedlichen Koexistenz,

2. Abkommen zwischen den Supermächten zur
Rüstungskontrolle und Abrüstung,

3. Abkommen über Truppenreduzierungen in Europa  (MBFR-Verhandlungen),

4. verbesserte Zusammenarbeit zwischen USA und UdSSR im UN-Sicherheitsrat,

5. verstärkter Ost-West-Handel,

6. verstärkter Kulturaustausch und 

7. Tourismus, wenngleich die sozialistischen Staaten ihren Bürgern solche Rechte weiterhin und weitgehend verwehrten. Das lag einerseits an deren Sorge vor Abwanderung als auch am chronischen und wachsenden Devisenmangel . 

Mit Michail Gorbatschow setzte sich in der Sowjetunion seit 1985 endgültig die Entspannungspolitik durch.  Allerdings zerbrach die UdSSR sodann innerhalb weniger Jahre ebenso wie die sozialistischen Systeme in anderen Staaten.  Möglicherweise waren die staatssozialistischen Staaten nur auf Grund des übergeordneten Ost-West-Konflikts solange überlebensfähig, denn als die internationale Konfrontation nachließ, waren die Menschen nicht mehr von den inneren Missständen ihrer politischen System abzulenken.   sven

weitere Literatur           

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Ostverträge Frieden

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