Asylkosten Ausländerfeindlichkeit [ Forum ]
 
von Pavel am 1.Sept.2003 15:56

Hallo quarti,
ich glaube nicht an das sogenannte Ausländerproblem. Meist sind Verärgerung und Angst nicht im entferntesten den tatsächlichen Zahlen angemessen.
Zuletzt konnte man dieses Phänomen in Hamburg beobachten, wo gerade in den Stadtteilen, in denen die geringste Kriminalitätsrate herrschte, die Schill-Partei die besten Wahlergebnisse erzielte.
Ich glaube, auch du erliegst mit deiner 50%-Zahl ein wenig der "gefühlten Ausländerdichte". (Jedenfalls nennst du die Quelle deiner Zahl nicht.)
Deshalb vielleicht ein paar belgbare Zahlen des Statistischen Bundesamtes:
~ Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung; Bundesdurchschnitt: 8,9%
~ Spitzenreiter Hamburg: 15,1%
~ Schlusslicht Sachsen-Anhalt: 1,8%
(Stand jeweils 31.12.2001, nachlesbar in www.statistikportal.de )
Die gleiche Quelle nennt für 2001 1,71 Milliarden Euro für Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Bund und Gemeinden geben also gerade mal 0,49% ihres Budgets für Asylbewerber aus.
Angesichts der Tatsache, das Deutschland noch immer nicht das vereinbarte Entwicklungshilfebudget von 0,7% des Bruttosozialprodukts für die Entwicklungsländer bereitstellt, sondern nur etwa 0,27%, ein nur verschwindend geringer Ausgleich. (Zum Vergleich das rechtskonservative Dänemark, dass ganz nebenbei bemerkt pro Kopf der Bevölkerung auch noch mehr Ausländer aufnimmt als Deutschland: 1% des Bruttosozialprodukts.)

Es mag hier und da ein paar kleine Gemeinden geben, wo in ehemaligen Kasernen und Industriebrachen jede Menge Ausländer zusammengepfercht sind und die gegenüber der Bevölkerung über 20% ausmachen, aber die sind die Ausnahmen und diesen Ausländern begegnen wir Städter kaum, weil sie aus ihrer Pampas nicht herauskommen können.

Ich bin auch dafür, dass etwas verändert wird. Aber ich würde eher darüber diskutieren wollen, wie wir besser miteinander auskommen können.

Wer wie lang bleibt, entscheidet nicht der "Gast" beim Ausländerrecht. Ich mache also keinem den Vorwurf, noch hier zu sein. Und darüber zu urteilen, was ein akzeptabler Grund fürs "Kommen" ist, würde ich mir nicht anmaßen.

Und zum Schluss noch folgendes:
Wahrnehmung ist immer subjektiv, man sieht oder hört also nur, was man schon weiß.
Wir müssen uns deshalb zuerst zwingen, bewusst über unsere Vorurteile nachzudenken, bevor wir die Fakten eines Problems werten. Statistik ist eine Hure, ich weiß. Aber ich habe noch kein anderes Werkzeug gefunden, das meine Wertungen schneller überprüfen kann.

Man liest sich
P.

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