Weltwassertag   22. März   Thema ERGÄNZEN

Internationaler Weltwassertag: Verseuchtes Wasser tötet zwei Millionen Kinder jährlich. 
UNICEF fordert mehr Entwicklungshilfe zur Bekämpfung der Hygienekatastrophe

18.03.2002

Rund zwei Millionen Kinder sterben jedes Jahr an Krankheiten, die auf verschmutztes Wasser und mangelnde Hygiene zurückzuführen sind. Hierauf weist UNICEF anlässlich des Weltwassertages am 22. März hin. Noch immer haben rund 1,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dürre und Umweltzerstörung verschärfen das Problem. 2,4 Milliarden Menschen, das sind mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung, müssen ohne Latrinen und ohne jegliche Abwasserentsorgung auskommen. ?Der Trinkwassermangel und die Hygiene-katastrophe müssen heute bewusster und entschiedener bekämpft werden. Nur so kann die Kindersterblichkeit erfolgreich gesenkt werden?, erklärte der Vorsitzende von UNICEF-Deutschland, Reinhard Schlagintweit. Er rief dazu auf, einen größeren Anteil der deutschen Entwicklungshilfe in die Trinkwasserversorgung, den Bau von Latrinen und Abwasserkanäle zu investieren.

80 Prozent der Menschen, die ohne Zugang zu sanitären Einrichtungen auskommen müssen, leben in Asien. Besonders schlecht steht es um die hygienischen Verhältnisse im Süden des Kontinents. Nur 37 Prozent der Einwohner sind dort an ein Abwassersystem angeschlossen. In Indien hat nur jeder Dritte Zugang zu einer Latrine. Weltweit ist die Landbevölkerung meist schlechter gestellt als die Einwohner von Städten. Nahezu zwei Drittel aller Menschen, die auf dem Land leben, müssen ohne Abwasserentsorgung auskommen. Das Gesundheitsrisiko, das durch den Mangel an Latrinen entsteht, ist in den wachsenden Slums der Großstädte jedoch wesentlich höher. Bereits heute leben die Hälfte aller Stadtbewohner in den Entwicklungsländern in solchen Armutsvierteln.

Einfache Hygienemaßnahmen retten Menschenleben

Jeder Mensch braucht mindestens drei bis fünf Liter Wasser täglich zum Trinken und Kochen - und weitere 20 bis 25 Liter für die Hygiene. Allein durch einfaches Händewaschen mit Wasser und Seife ließe sich die Zahl der Durchfallerkrankungen, darunter auch Cholera, weltweit um 22 Prozent senken. Derzeit sterben allein an diesen Erkrankungen jährlich rund eine Million Kinder. Zusätzlich fordert Malaria, deren Erreger - die Moskitos - sich in stehenden Gewässern vermehren, pro Jahr rund eine Million Todesopfer, darunter vor allem Kinder unter fünf Jahren. Hinzu kommen weitere Todesfälle und schwerwiegende bleibende Gesundheitsschäden durch Wurmerkrankungen, Typhus, Hepatitis A sowie Augeninfektionen, die häufig zur Erblindung führen.

Wasserknappheit ist nicht gleich Wassermangel

Weltweit wird Wasser immer rarer: In den Dürregebieten südlich der Sahara hat schon heute nur jeder zweite Einwohner ausreichend Trinkwasser. Im Jahr 2015 werden voraussichtlich 2,7 Milliarden Menschen in Regionen mit äußerster Wasserknappheit leben. Trotzdem wird Wasser vielfach verschwendet: so gehen durch marode Wasserleitungen große Mengen Trinkwassers verloren. Wie unterschiedlich der Umgang mit dem kostbaren Nass aussehen kann, verdeutlicht folgender Vergleich: Saudi-Arabien gehört zu den wasserärmsten Ländern der Erde. Trotzdem haben 95 Prozent der dort lebenden Menschen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser. Da das Land äußerst wohlhabend ist, wird der Wassermangel durch Grundwasserbohrungen, Meerwasserentsalzung und Abwasseraufbereitung ausgeglichen. Ganz anders dagegen im bitterarmen Äthiopien: Dort ist pro Einwohner die fast sechszehnfache Menge an Wasser vorhanden. Aufgrund der fehlenden Infrastruktur haben jedoch drei Viertel der Äthiopier nicht genug Wasser zur Verfügung. Damit ist Äthiopien das Land mit der weltweit schlechtesten Wasserversorgung.

Bevölkerungsnahe Wasserprojekte stärker fördern

20 Prozent ihrer Entwicklungshilfe sollten die Industrieländer sozialen Grunddiensten wie Grundbildung, Basisgesundheitsdiensten, Familienplanung, Ernährung und eben Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung für Arme widmen. Dies ist das Ziel der 20:20 Initiative, die UNICEF zum Weltsozialgipfel 1995 mit entwickelt hat. Die Entwicklungsländer sollen ihrerseits 20 Prozent des Haushalts in diese Bereiche investieren. UNICEF setzt sich dafür ein, dass zu diesen Grunddiensten nur solche Wasserprojekte gezählt werden, die bevölkerungsnah und kostengünstig sind - also zum Beispiel die Installation von Handpumpen oder der Bau von Latrinen, nicht aber große Staudammprojekte.

Bundesregierung soll Entwicklungshilfe umstrukturieren

Die deutsche Entwicklungshilfe entspricht nach Berechnungen des ?Deutschen NRO-Forums Weltsozialgipfel?, einem Bündnis von über 40 entwicklungs-, sozial und umweltpolitischen Organisationen, bislang nicht der 20:20 Initiative und steht damit im Widerspruch zu den Zielen, die sich die rot-grüne Koalition selbst gesetzt hat. Nur 13,5 Prozent der deutschen Gelder für finanzielle und technische Entwicklungszusammenarbeit flossen nach dem Haushaltsplan für das Jahr 2001 in soziale Grunddienste - mit sinkender Tendenz. 1998 waren es noch knapp 19 Prozent. Absolut gesehen strich die Bundesregierung die Mittel für die Wasser- und Abwasserversorgung der Armen drastisch zusammen - von 558 Millionen DM im Jahr 1998 auf 325 Millionen DM in 2001.

Dabei lässt sich gerade hier mit relativ wenig Geld viel erreichen. Dies zeigen zwei Beispiele aus den UNICEF-Hilfsprogrammen:

12 Euro pro Kopf reichen aus, um ein Kind in Äthiopien durch die Installation eines Brunnens und einer Pumpe mit sauberem Trinkwasser zu versorgen 106 Euro kostet in Äthiopien die Ausbildung eines Gemeindemitglieds zur Wartung der Wasserstellen und zur Hygieneerziehung.

Sie können die UNICEF-Projekte direkt mit Ihrer Online-Spende unterstützen. Vielen Dank für Ihre Hilfe!

Jeder Tropfen zählt: Wasser ist Leben (PDF-Dokument)

Äthiopien: Sauberes Wasser rettet Leben

Wie UNICEF Dürreopfer in Äthiopien mit Wasser versorgt.

 

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