Recht auf Vergessen (1)

Und ich traf Menschen, die Auschwitz überlebt hatten und NICHT darüber sprechen wollten, weil es ihnen Wunden aufriss, die nicht heilen können. Auch sie DÜRFEN vergessen, wenn sie denn könnten. 
Aber sie haben ein Recht darauf, dass es nicht vergessen wird.


Recht auf Vergessen (2)

Mein geliebter Onkel Tollo, Ehemann meiner Patentante, verstarb im Alter von 87 Jahren. Er war Spätheimkehrer einer dieser 6.000 Überlebenden von Stalingrad. Zuhause hieß es, dass er nicht gern darüber spreche. Das war mir seltsam, denn meine Eltern lehrten mich Offenheit. Vielleicht war ich zwölf Jahre alt, als ich ihn einfach fragte, und es war ein Schock, dass unser "Großer weißer Büffel" (sein späterer Spitzname) unerwartet Tränen vergoss. Ich kann nicht erinnern, was er eigentlich sagte, nur meine Schuld erinnere ich, ihn überhaupt gefragt zu haben, was er zu vergessen versuchte und darauf ein Recht haben konnte. Ein Recht auf Vergessen? Das durfte mir sein, weil er mein geliebter Verwandter war, aber doch nicht allgemein, wenn andere aus dem Vergessen ihre Mythen bilden und  Verbrechen zu Heldentaten verklären. 


Recht auf Vergessen (3)

Und ich traf Menschen, die den Bombenkrieg überlebt hatten und NICHT darüber sprechen wollten, weil es auch ihnen Wunden aufriss, die nicht heilten. Ob sie vergessen DÜRFEN, hängt mir davon ab, ob sie ...

ABER WIR, die wir von all dem Grauen nur die Geschichte haben, WIR stehen in der Pflicht, dass es in der ERINNERUNG bleibt und sich auf keine Weise wiederholt, nicht im Kleinen, nicht im Großen. Markus S. Rabanus20090508

>> Erinnerungskultur im Widerstreit

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