Kardinal Joseph Ratzinger wurde am 19.4.2005 zum Papst gewählt.
Papst Benedikt XVI. und die Wünsche
Wäre die
Burschenschaft im Vatikan mit Kakteen anstelle von Menschen befasst, wäre
meine Haltung den Päpsten gegenüber liberaler.
Aber so ist es nicht und darum sollte sich niemand nehmen lassen, der
politischen Höhe des Pontifikats entsprechend hohe Erwartungen an Joseph
Ratzinger - nun Benedikt XVI. - zu artikulieren.
Ich sah die Bilder im Fernsehen. Der Papst sah gelöst aus, sympathisch. Die Römer
nahmen ihn an. Als Menschen. Sicherlich auch viele als "Papa", was
heute weniger Bedeutung als früher hat. Politisch gehen viele ihre eigenen
Wege.
Gut ist das und doch auch die Sehnsucht nach Geborgenheit in Werten, Suche
nach Fundamenten, die sich vielen Menschen schneller aufzulösen scheinen als
sich ihnen neue bilden können. Nicht nur in Europa.
Doch was geben die alten Fundamente her? Fundamente für Trutzburgen
gegeneinander? Anstatt die Unterschiede zu entwaffnen? Damit die Angst kleiner
wird? Oder brauchen, schüren, missbrauchen die Religionen diese Ängste, um
den Menschen Trutzburgen voreinander zu sein?
Und die Begeisterung für den Papst - heute - im wenigstens achten Jahrtausend
urbaner Menschheitsgeschichte - was bedeutet das außerdem? Eine Blamage für
die Demokratie. Denn der Papst wird nicht von unten gewählt.
Das ist nicht ihm vorzuwerfen, sondern die Frage stellt sich: Warum wählen
die Menschen fortgesetzt Leute in die Politik, auf die sie sich so
unzureichend einigen können?
Ich gönne den Menschen ihre Hoffnungen, aber ich traue diesen Hoffnungen
nicht, so lange sie auf Fundamenten gründen, um die man sich so wenig gekümmert
hat, die kaum geprüft sind, was den Inhalt betrifft, wie viel Blut darin ist
- im Namen Gottes, in dessen Namen sich der Mensch allerorten beruft, sobald
seine Ideologien zur Macht nicht reichen. Oder wären es die Götter, die
Kriege führen für solche Frieden, die nicht halten?
Der gestorbene Papst war darin besser. Ich wünsche, dass der neue Papst noch
besser wird, obwohl ich nicht beten mag für den Frieden, weil Wahlen genügen
sollten, damit die Politik friedliche Wege geht.
Gönnen wir dem Papst die Chance, die er nun ohnehin hat. Und seien wir ein
Teil jener Öffentlichkeit, die den Fundamentalisten weltweit auf die Tatsache
hinweist, dass wer anderen Menschen das gemeinsame Fundament bestreitet, ein
Dieb ist - egal mit welchen Sprüchen.
Grüße von Markus Rabanus >> DISKUSSION
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