|
||
In
Selbsthilfegruppen suggerieren sie sich Liebesersatz durch eine Art
Kameradschaftlichkeit, weshalb sich solche Gruppen auch häufig "Kameradschaften"
nennen. Das Kameradschaftsbewusstsein ist denen in Sekten
vergleichbar und in unterschiedlichem Maße grob ritualisiert:
Abzeichen, Geheimhaltung von Mitgliedern und Aktivitäten, ..., recht
spezielle Trinksprüche bei vereinzelt vorkommenden Besäufnissen.
Diese Selbsttherapie scheint den Zustand jedoch eher zu verschlechtern. Neben den Leberwerten verändern sich individuelle Angst- und Unwohlzustände zu kollektiven Hass- und Wahnzuständen: Während für unsere Patienten im Haus 4 typisch ist, dass sie überall weiße Mäuse sehen, vereinzelnd in bis zu Dreierreihen marschierend mit Trompeten, mutmaßt der typische Hitleriker hinter seinem Leid "die Juden" und halten es für eine Weltverschwörung. Als Verhängnis
erscheint ihnen, dass in fast jedem Stammbaum der Bevölkerung
"jüdisches Blut" vorkommt: Blutgruppen: 0, A, AB und B. Technischer Fortschritt wird jedoch ein Stück weit in Kauf genommen:
Doch all diese therapeutischen Selbstversuche schlagen nicht nur fehl, sondern bringen den Patienten in einen zunehmend kritischen Zustand: das Selbstwertgefühl sinkt in dem Maße, wie sie sich der Öffentlichkeit zeigen. Vergebens versuchen sie diesem Teufelskreis mit Rufen wie "Ich bin stolz ein Deutscher zu sein!!" zu entkommen. Das Gefühl des Ausgeschlossenheit verstärkt sich. Deshalb mühen sich Hitleriker um gesellschaftliche Integration, indem sie sich als Zelle in einem Volkskörper begreifen und dafür Akzeptanz zu bekommen, dass sie vermeintliche Krebszellen und Parasiten bekämpfen würden. Sie wollen also eine Art "Braune Blutzelle" sein, unentwegt im Kampf gegen mutmaßliche Angreifer auf einen Körper, den sie als Volk ansehen. Dass sie darin selbst Übermaß treiben, müsste ihnen zwar der gesunde Menschenverstand sagen, wenn sie mitbekommen, dass sich der Volkskörper gegen solche Art Verteidigung mit Parolen wie "Nazis raus!" wehrt, denn daraus allein war aller Wissensfortschritt, dass der gesunde Menschenverstand die Grenzen der gängigen Weltbilder spürte und zu überwinden begann, doch es ist ein Symptom dieser Krankheit, auch ideologie-immanente Widersprüche zu verkennen und sich den demokratischen Widerstand gegen Faschistisches wenigstens als Immunisierung durch die Epidemie zwischen 1933 und 1945 zu erklären.
|
||
Der
therapeutische Ansatz der Initiative-Dialog
lautet zunächst, dem Patienten seinen tatsächlichen Zustand so
aufzuzeigen, dass in ihm die körpereigenen Kräfte reorganisiert
werden:
|
||
Foto: Dieter Krebs in der Rolle des Patienten Hitler Dialog-Lexikon