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"Warum gibt es keine
Demos gegen Saddam?" - Michel Friedman sieht Deutschland auf einem Irrweg Kritik an dummen Fragen Auch Michel Friedman auf dem Kriegspfad "Krieg als letztes Mittel" avanciert zur beliebtesten Rechtfertigungsformel für Kriege. (MSR) |
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Sehr geehrter Herr Dr. Friedman, In Heft 6 des Magazins "Stern" stellten Sie der Friedensbewegung die Frage, warum nicht gegen Saddam Hussein protestiert werde. Es ist jedem unbenommen, gegen Hussein zu demonstrieren oder dazu aufzurufen. Aber wenn ich zu einer solchen Demonstration nicht komme, dann aus einfachem Grund: Weil wir uns in der Ablehnung der Hussein-Diktatur einig sind. Gegen Hussein zu demonstrieren wäre Eulen nach Athen tragen und hat mit dem Sinn von politischen Demonstrationen nichts tun. Umstritten ist allerdings, ob Husseins Gefährlichkeit einen Krieg gegen den Irak rechtfertigt. Wenn Sie sagen, dass "schließlich Saddam Hussein die Ursache des Konflikts" sei, dann vergessen Sie bitte nicht gegen seine Lieferanten (z.B. aus Deutschland) und früheren Förderer (z.B. Rumsfeld) zu demonstrieren. Dann bin auch ich wieder dabei, damit sich die Helfer von gestern heute kein (alleiniges) Richteramt anmaßen. Dass Ihnen "speiübel
wird, wenn in
Europa US-Flaggen verbrannt werden" haben Sie nebst anderem mit mir gemeinsam.
Aber solche Schändlichkeiten sind nicht für die Friedensbewegung typisch, sondern
für Gruppen, deren binäres Freund-Feind-Denken demjenigen des Herrn Bush
entspricht, der gegen alle Differenziertheit verkündet, dass mit den Terroristen
sei, wer nicht zu seiner Politik-Version steht ("Either you are with
us or you are with the terrorists!"). Und wieder fragen Sie sich: "Woher kommt dieses Misstrauen? Immerhin haben die Amerikaner Deutschland von den Nazis befreit, die Wiedervereinigung aktiv unterstützt."
Der 8. Mai 1945 taugt nicht als Argument für nationale
Alleingänge und dürfte wohl unbestreitbar
insbesondere Friedensbewegten und Antifaschisten in seiner Bedeutung
bewusst sein. Sie argumentieren falsch, Sie adressieren falsch. Wenn Sie den Krieg verlangen oder für unumgänglich halten, dann sagen Sie das frei heraus, aber derlei Polemik wird der Friedensbewegung nicht gerecht, schadet der Sachlichkeit und übrigens auch dem deutsch-amerikanischen Verhältnis, wenn ohnehin bestehende Missverständnisse zusätzlich mit der Autorität Ihrer Stellungnahme vertieft werden. Dieser hohen Verantwortung sollte man auch dann genügen, wenn es in Einzelfragen andere Auffassungen gibt. Zunächst könnten wir etwaige Kommunikations- bzw. Informationsdefiziten abhelfen, wenn Sie als Beispiel den zentralen Aufruf zur Demonstration am 15. Februar in Berlin lesen. Einzig in einem Punkt ist Ihnen zuzustimmen, dass es im Vergleich zur
heutigen Situation widersinnig war, wenn Schröder, Fischer samt Unions-Parteien
bisherige Kriege ohne
UN-Mandat mitmachten.
Die berechtigte Kritik wird jedoch zum Unfug, wenn deshalb Fehler zu wiederholen
wären. Stattdessen gehören Fehler korrigiert, so viel davon geht. Solange jedoch der UN
das Gewaltmonopol vorenthalten wird, obwohl es m.E. allein ihr
zustehen kann, möge jeder frei entscheiden, sich
in Gesellschaft von Schönbohm,
Börner
und anderen der Militärachse des Guten anzuschließen und
Raketen auf Bagdad prasseln zu lassen, wenn nur gewährleistet bliebe,
die vielen
Kollateralschäden
zu vermeiden. - Auch für die politische Kultur. |
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Kurz-Info Michel Friedman KLICK
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Niemand
will "Kriegstreiber" genannt werden, |
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