Dialogisches Manifest |
DIALOGIE .de |
Was es soll: Praktische Philosophie |
Die
Geschichte, die Welt ist voll von Religionen, Ideologien, Philosophie
und doch scheint sich nicht viel danach zu bewegen, was verwundern muss,
wer ihnen glauben mag, dass die meisten das allgemeine Wohl
zum Zweck erklären. Sind sich die Bekenntnisse dieses gemeinsamen Zwecks
nicht hinreichend bewusst und machen deshalb das Trennende zur
Maxime ihres Wirkens, oft durch die Behauptung unterstützt, dass sie
nur von demjenigen begriffen seien, der in ihre extremsten Winkel
folge? Und zu allem noch als Permanentproblem: der Mensch, in
dessen Brust Gut und Böse kauern, so dass er seinen Idealen nie
genüge?
Letztlich wissen wir nicht, woran es liegt, dass die vielen alten und klugen Gedanken der Klügsten von uns so wenig verbindende Verbreitung haben im Denken und Handeln des Homo selbsternannt sapiens. Unter dem Strich bleibt immerhin eines für alle Weltanschauungen unwiderlegt: Die Pluralität. |
Dialogische Prämisse |
Die Welt ist mehr als alle Anschauungen von ihr. |
Und daraus
folgt die praktische Philosophie der Dialogie, also der Wahrnehmung des
anderen als einer Suche nach verbindender und damit höherer
Gemeinsamkeit, ein Denken, das äußeres Verhalten ist.
Tatsächlich setzt diese Philosophie die Bewusstheit der permanenten Unvollkommenheit des eigenen Standpunkts voraus. Tatsächlich kann diese Philosophie nur demjenigen gelingen, der die verschiedenen Ideen über alle Gräben hinweg zu kommunizieren versteht, zuhört und sich auch verständlich macht. Tatsächlich kann diese Philosophie nur Sinn machen, wenn sie sich demokratisch zügelt, was heißen soll, dass sie sich den Fragen des Alltags stellt, sich in ihnen unmittelbar bewährt und nicht einzig das Heil in Hypotheken auf die Zukunft oder jenseitigem Leben verspricht, während sich für die Gegenwart die Verantwortung verliert. |
Dialogische Humanität |
Genötigt zu einer praktischen Philosophie verbindender Gemeinsamkeit wird sich nur derjenige sehen, wer dem anderen nicht nach Leib, Leben und Gut trachtet, sondern rücksichtsvoll als selbstbestimmungs- und gleichberechtigt achtet. |
Dialogisches System |
Die Erwartung an eine Dialogie als universelle Antwort auf die Pluralität der Anschauungen kann sich kaum mehr erfüllen als in den Grenzen ihres zugleich bescheidenen wie unbescheidenen Anspruchs, im Konglomerat der Ideenwelten/Weltideen einer Kommunikation den Weg zu bahnen, die den verbindenden Zitaten ein so großes Mehrgewicht verschafft, dass die Friedensbande halten, wobei das Erfordernis nach Mehrgewicht auch wieder Demokratie bedeutet und die Friedensbande wiederum die Humanität der Individuen in ihrer Gesellschaft. |
Dialogische Methode |
So ist es weder Zufall noch intellektuelle Unredlichkeit, wenn die dialogische Argumentation ohne Scheu in ihren Definitionen gerade darauf abzielt, allgemein als sinnvoll Erachtetes anklingen zu lassen und wenn nicht weniger sinnvoll, dann zu verbünden. |
Dialog als Prinzip |
Der Dialog ist allen besonnenen Menschen ein spontan probates Mittel zivilisierten Miteinanders. Aber dieser spontan zuerkannte "hohe Stellenwert des Dialogs" scheint längst nicht gleichbedeutend mit Bewusstheit, denn oftmals wird der Dialog ausgerechnet in solchen Situationen diffamiert oder abgebrochen, in denen er besonders dringlich wäre, also in Krisensituationen. |
Dialogischer Imperativ |
Das Gebot zum Dialog gilt ausnahmslos. z.B. Diplomatie |
Die Initiative zum Dialog muss ergriffen werden, wenn der Dialog stockt oder unterbrochen ist. Die Initiative muss die Hindernisse in Situation und Gegenüber überwinden. |
Dialog-Chancen ohne Garantie |
eine Chance unter anderen zur Verständigung |
eine von verschiedenen Erkenntnismethoden |
Dialog-Regeln bzw. Rezepte |
Wenn von Dialog-Regeln die Rede ist, dann kann es in Logik des zuvor Gesagten nur bedeuten, dass diese Regeln "Rezepte" sind und nicht etwa Regeln, nach denen jemand aus dem Dialog ausscheiden würde, der sie nicht respektiert. Es handelt sich also um Regeln, durch deren Einhaltung der Dialog besser gelingen würde, so dass sie für den Dialog-Initiatoren höhere Verbindlichkeit bedeuten müssten als für denjenigen, der für den Dialog gewonnen werden soll. |
Zu beachten sind mindestens die: |
allg. Regeln des Anstands: Respekt, Höflichkeit, ... |
bei zugleich persönlicher Authentizität, |
die Logik des Arguments, |
die Verständlichkeit, |
die klare Zielvorstellung bei gleichzeitiger Bereitschaft zur Zielkorrektur, |
die
Permanenz des Dialogs durch Organisation inkl. Delegation, also dialogischer Imperativ und drastisch bebildert: "Wer von der Kommunikation endgültig ausgeschlossen wird, dem geschieht, als würde man ihn als Menschen töten." Denn der Mensch ist zwar Individuum, aber in seiner naturgelegenen Sozialität, um die man ihn nicht halbieren darf >> Menschenbild. |
Dialog-Ebenen |
Diplomatie |
Gesellschaft |
Wissenschaft |
Geschäft |
Privat |
Dialog-Arten |
Information, Aufklärung |
Diskussion um das bessere Argument |
Verhandlung, auf Konsens orientiert |
Streit auf Verdrängung orientiert |
Dialog-Grenzen im Internet-Projekt |
Sprachbarrieren, Deutsch als "Nicht-Weltsprache" tut sich schwer |
Zeichensatzbarrieren; für uns insbesondere problematisch: asiatische Staaten, arabische Staaten, ... |
Bildungsbarrieren lassen sich gewiss nicht mit jedem Dialogangebot überwinden, aber immerhin kann diesbezügliches Problembewusstsein zur Problemlinderung führen |
Finanzielle Barrieren, immerhin kosten internettaugliche Rechner deutlich über 500 Euro und lassen die Telefonrechnungen in Höhe gehen |
Regionale Barrieren |
Technische
Unausgereiftheit des Internets, was insbesondere den Dialog zwischen den
Generationen erschwert, weil die "Etablierten" (=Gesellschaft
bestimmende Generation) wenig Lust verspürt, sich mit einer Technik auseinander zusetzen,
die in so vielem störanfällig ist und dazu an einer oft an Albernheit
kaum zu übertreffenden Benutzerführung leidet, mit der man fast
aufgewachsen sein muss, um sie für "normal" zu halten. Personal Computer und Internet werden von ihren Machern und geübten Anwendern oft als die "genialsten Entwicklungen der Technikgeschichte" angesehen und doch wäre schon an ihrem hohen moralischen Verschleiß zu erkennen, dass sie Spiegelbild einer technokratischen Intelligenz sind, die ansonsten vollkommen beschränkt zu sein scheint. |
Dialog-Diskussionen | |
Dialog-Besonderheiten im Internet |
Befähigung zu unilateraler, globaler Kommunikation, denn Internet ist prinzipiell allerorts nutzbar, wo es Verbindung in das internationale Telefonnetz gibt (auch über Satelliten). |
Relative Gleichberechtigung aller Internet-User, denn jeder, der sich das Surfen im Internet leisten kann, kann auch die Initiative zum Dialog ergreifen, indem er eine eigene Webseite mit Foren eröffnet. Es entstehen ihm über die Verbindungskosten keine Mehrkosten, wenn er sich mit kostenlosen Angeboten begnügt, die bei geschickter Auswahl kaum Nachteile gegenüber gekauften Produkten bedeuten. |
Relative Anonymität im Internet, also die Möglichkeit unter Angabe von Pseudonymen zu kommunizieren, was vielen die Hemmschwelle nimmt, auch in sozial ungewohnter Umgebung mitzureden. |
Relative Anonymität sodann auch mit seinem negativen Moment, dass Neigungen zu verantwortungslosem Verhalten gefördert wird. |
Keine erkennbar entscheidenden Nachteile durch die "Virtualität" der Kommunikation, denn der Internet-Nutzer entwickelt internetspezifische Sensibilitäten, vergleichbar einem Blinden, der durch Schärfung seiner anderen Sinne Wahrnehmungsdefizite teilkompensieren kann. |
Freiwilligkeit und Individualität des Dialogs, denn im Unterschied beispielsweise zum Fernsehen, in dem "Programme ablaufen" und der sich Zuschauer allenfalls zwischen Anbietern wählen kann, die sich weitgehend am Mainstream orientieren, ist das Angebot im Internet quantitativ so ungleich größer, dass sich dort die Programm-Macher stärker um Unterscheidbarkeit und Nische bemühen, was die Auswahlfreiheit für den Internet-Nutzer substantiiert und ihm individuell eher gerecht wird als es heutigen Fernsehsendern möglich wäre, womit zugleich angedeutet sein soll, dass die multimediale Konvergenz auch das Fernsehen von morgen "individualisieren" wird. |
Die Individualität des Dialogs ist sogleich auch wieder mit ihrem Risikopotential zu nennen, denn durch die physikalische Leitungsverbindung ist der Datenfluss zwischen Internet-Anbieter und Internet-Nutzer wechselseitig und dabei mit Vorteilen auf Seiten des Anbieters, denn er kann seine User über die Verbindungsdaten "beobachten" und seine Programme automatisch "individualisieren". Das geschieht in großem Umfang durch sogenannte Cookies und sonstige Ausspähungsinstrumente, die Speicherung, Auswertung von Nutzerdaten ermöglichen und zur Steuerung des Angebots verwendet werden. So "merkt" sich beispielsweise der weltweit größte Buch-Online-Versand "Amazon", für welche Bücher, Musik und Geräte sich der "Amazon"-Besucher durch Anklicken "interessiert" hat und bietet ihm Produkte im ausgespähten Interessenbereich an. |
Mit Vorstehendem verliert sich zugleich auch wieder ein Stück der "Freiheit des Dialogs", weil diese technischen Möglichkeiten prinzipiell auch in jedem Dialog-Bereich einsetzbar sind. Allerdings ist der technische Aufwand zumindest vorläufig noch so hoch, dass er zur Zeit vermutlich nur bei kommerziellen Internet-Angeboten zum Einsatz gelangt. Auf Dauer kann die Ausspähung jedoch allgemeine Übung werden mit allen sich daraus ergebenden Risiken: Datenschutz, Freiheit, Spontaneität. |
Die hohe Dynamik in vielerlei Hinsicht, etwa die Einbeziehung von Mitwirkenden betreffend, die Form des Dialogs variierend (Mail, Foren, Chats, Abstimmungen, ...), die Verbesserung der Inhalte anbelangend, denn es braucht keine Altauflage verkauft sein, bevor man die verbesserte Kenntnis in die Öffentlichkeit gibt, ... ein Loblied auf das Internet ohne Ende ... |
Dialog-Diskussionen | |
Geschichte der www.Initiative-Dialog.de |
Aus der
Beobachtung des Streits zwischen Walser und Bubis um die Frage, ob die
"Holocaust-Schuld verjähren" könne, riefen wir im Jahr 1998
unter Bezugnahme an eigene Praxen in studentischen Tagen zum
"Dialog mit Rechtsextremisten" auf, um den der "Dialog
über Rechtsextremismus" ergänzt werden müsste.
Wir ließen die
Domains www.Nazis.de
und www.Antifaschismus.de
auf uns registrieren, denn das schien uns erfolgversprechender als
schöne Namen wie www.seid-doch-bitte-nett.de
oder ähnlich, denn der Mensch denkt in Begriffen und wenn wir
Begriffe registrieren lassen, würde uns eine Definitionsmacht zukommen. Wir waren von unserem Ansatz, der allenfalls für das Thema und das Internet "neu" sein konnte, schnell und so sehr überzeugt, dass wir auch zu allen anderen erdenklichen anderen Streitthemen den Dialog einforderten und auf diese Weise eine Fülle von Projekten auf den Weg brachten, die von uns unmöglich sämtlich in gleicher Qualität auf den Weg gebracht werden konnten, was uns wiederum der Anmaßung "verdächtig" machte, während man es ebenso gut als "ehrgeizig" bezeichnen könnte, was wir etwa mit www.friedensforschung.de auf die öffentliche Meinung loslassen. Die anderen Projekte wage ich gar nicht aufzuzählen, weil wir uns dann zu sehr als Zauberlehrlinge outen würden, was uns wiederum den Dialog mit Ihnen erschweren dürfte. |
Dialog-Diskussionen | |