| 
 Berlin, den 15.02.1999 
Sehr geehrter Herr Bubis ! 
 
Wir bitten Sie um Nachricht, falls Sie grundsätzliche Einwände gegen unsere 
unsere Kampagne haben. 
 
Der Offene Brief soll am 28.02.99 im  www.internet-journal.de
publiziert 
werden. Parteien, gesellschaftliche und wirtschaftliche Institutionen werden 
um Stellungnahme ersucht. 
 
Wir dürfen mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, daß Herr Rau den 
Charakter unseres Anliegens nicht mißverstehen wird. Es darf kein Problem 
sein, Wahlvorschläge zu unterbreiten und kontrovers zu diskutieren. 
Gleichwohl möchten wir Sie nicht gegen Ihren Willen in eine
Kampagne 
einbeziehen. 
Sollten Sie uns antworten wollen, dann ginge es jedoch weniger um die Frage, ob 
Sie mit einer Nominierung einverstanden sind. Diese Frage wurde bereits vor 
5 Jahren in der Öffentlichkeit diskutiert. 
Nein, es geht vielmehr um die Frage, ob Sie es dulden, daß wieder um Sie 
öffentlich gestritten werden könnte. - Wir hätten für eine Untersagung Verständnis, 
insbesondere nach der soeben geführten Auseinandersetzung mit Martin Walser . 
Letztere hatte uns zweifeln lassen, ob Antisemitismus überhaupt sachlich
diskutiert 
werden kann. 
 
Die Dinge sind schwierig, wie Sie wissen. Menschen, gute Absichten, 
schlechte Gewissen (=Plural), Geschichtslosigkeit, mangelnde Zivilcourage oder 
schädlicher Übereifer. - Wie und womit kommen wir weiter? 
Das Problem solcher Kampagnen wie der unsrigen ist, daß sie ohne die vernünftige 
Reaktion der Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft Gefahr laufen, noch mehr
zu
entzweien. 
 
Wir sehen den Zentralrat der Juden in Deutschland noch immer in einer Art 
politischem Getto, obwohl Sie persönlich bereits viel zur Normalisierung der 
Beziehungen zumindest auf bundespolitischer Ebene beigetragen haben. 
Wie aber schaffen wir es, die Zustände in der Gesellschaft an der Basis und
insgesamt
zu normalisieren? 
 
Wir denken, daß weder beste Sonntagsreden noch weitere Holocaust-Gedenkstätten
etwas bewirken werden. 
Die deutsche Geschichte und aktuelle Politik würde Sie im höchsten Staatsamt
brauchen
und zwar so, wie die Verhältnisse real sind: Hochbewacht. Aber Sie könnten
dann 
sicherlich mehr für ein Deutschland erreichen, das auch den Juden Heimat ist. 
 
Mit freundlichen Grüßen 
 
markus sebastian rabanus 
internet-journal
  |