von Timo Papenberg
am 31.Jul.2002 21:11
Liebster OMO,
alles in allem muss ich dir in vielen Punkten zustimmen, so bin auch
ich z.B. dafür das wir zukünftig bei der Zuwanderung ein
besonderes Augenmerk auf die Qualifikation des Neu-Bürgers richten.
Gerade dafür benötigen wir aber endlich auch ein vernünftiges
Zuwanderungsgesetz, dass die Erfordernisse nicht nur in der Auswahl
der Migranten erfüllt sondern die Eingliederung mittels gezielter
Ausbildung auch später sichert. Die bisher völlig ungesteuerte
Zuwanderung hat sich für alle Beteiligten als unzureichend
herausgestellt, was aber ursächlich darauf zurückzuführen ist das
sich Deutschland und die Deutschen schon seit 40 Jahren weigern zur
Kenntnis zu nehmen das wir ein Einwanderungsland sind und aufgrund
demographischer Probleme auch in Zukunft bleiben werden.
Unabdingbar ist es also, Zuwanderung in Zukunft vernünftig zu
regeln und gleichzeitig aufzuhören, den halben Ostblock zu
Blutsdeutschen zu ernennen; die Chancen auf eine "german
greencard" sollten für jemanden dessen Vorfahren seit 400
Jahren in Russland angesiedelt ist nicht höher sein als für
denjenigen, dessen Vater bereits seit 1975 in Deutschland arbeitet
und Steuern zahlt.
Die Forderung "kriminelle Ausländer raus" könnte ich
dann guten Gewissens unterstützen, wenn ihr es ehrlich als EIN
Mittel zur Verbrechensbekämpfung und nicht nur als Argument eurer
Ausländerpolitik einsetzen würdet; dem ist aber ja leider nicht
so, meinen tut ihr ja nur "Ausländer raus".
Die statistischen Zahlen, die du genannt hast sind von daher nicht
ganz aussagekräftig, als das allein der Umstand das du die Gruppe
"Ausländer" herausgreifst schon das Ergebnis deiner
Recherche erklärt: selbstverständlich ist die Beschäftigungsquote
einer Bevölkerungsgruppe, die zu einem guten Teil gar keine Arbeitserlaubnis in Deutschland hat wesentlich geringer als unter
der Gruppe der "Deutschen"; um zu genaueren Ergebnissen zu
kommen schlage ich dir vor, fordere doch generelle Arbeitserlaubnis
für alle in Deutschland lebenden Menschen.
Dein Beispiel der japanischen Volkswirtschaft zieht nicht; das
japanische Modell ist komplett anders als unseres. Ohne zuweit
ausholen zu wollen: dem durchschnittlich sehr ansehnlichen
Arbeitslohn der Japaner stehen auch extrem hohe Inlandspreise gegenüber.
Das Lohngefälle ist gewaltig, der Unterschied ob man in Jokohama in
einer Autofabrik oder bei einem Zulieferer arbeitet ist wesentlich
ausgeprägter als bei uns. Von daher würde ich als deutsche
Putzfrau oder Maurer nicht unbedingt mit dem Japaner tauschen, als
Bandarbeiter bei Opel aber wohl schon.
Das es in Japan keine nennenswerte Zuwanderung gab und gibt liegt in
erster Linie daran dass es nie eine solche Knappheit an Arbeitskräften
gegeben hat. Zum einen haben japanische Unternehmen traditionell
eine gewisse Reserve an Mitarbeitern, was auch die nach wie vor
geringe Arbeitslosigkeit zum Teil erklärt. Zum anderen haben
export-orientierte japanische Unternehmen wesentlich früher als
deutsche Firmen massiv Geld in Auslandsinvestitionen gesteckt,
damals hatten deine geistigen Vorväter große Angst vor dem
Ausverkauf unserer Industrie.
Wir werden unsere derzeitigen Arbeitsmarktprobleme nicht durch den
Rausschmiss von Menschen lösen;
du hast doch selber gesagt, wenn zuwenig Arbeitsplätze da sind müsse
"der Staat.. eben für neue sorgen". Gute Idee, was schlägst
du ihm vor? Ich bin aber z.B. noch nie einem Türken begegnet, auf
dessen Arbeitsplatz ich so richtig scharf gewesen wäre. Und Jobs
die keiner haben will gibts heute schon genug.
Du hast in einfacher Form den Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum
oder zumindest Stabilität und volkswirtschaftlicher Prosperität
richtig dargestellt, also ziehe deine Schlüsse und wechsele die
Seite.
TP
P.S. Nicht jeder, der keine Sozialabgaben zahlen muss, empfängt
Transferzahlungen. Aber das muss ich sicherlich nicht erklären
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