Verteufelung  - Nächstenliebe und Feindesliebe

Maik2 hat folgendes geschrieben: ..., weil Nächstenliebe immer Gegner hat. ... Und wenn es Gegner gibt, dann ist Entschlossenheit unabdingbar. Fakt.

Stimmt, und es ist darauf zu achten, dass die Nächstenliebe nicht aufdringlich wird oder entschwindet. Entschlossenheit muss also Rücksichtnahme sein und für die Feindesliebe stehen. Bleibt davon nichts, gerät die Rigorosität auf Abwege.

Dem Gebot zur Feindesliebe gerecht zu werden, ist anstrengend und erscheint oft unmöglich, obwohl sich die Sinnhaftigkeit daraus erschließt, dass die Liebe die Feindschaft aushebeln und überwinden kann, dass die Feindschaft vor allem aber nicht zum Gott über unser Denken und Handeln werden darf.

So anstrengend das Gebot und Ideal Feindesliebe auch ist, so unmissverständlich ist es zugleich und Herausforderung/Chance für Christen und Humanisten aller Weltanschauungen. Die Feindesliebe, mindestens die Rücksichtnahme, ist ein universelles Prinzip, das sich in jeder Kulturgeschichte findet, wenngleich häufig von ihren Gegnern verbrannt, gekreuzigt und begraben.

Deshalb halte ich es für interessant, auf welche Weise sich manche Leute und Gruppierungen von solch klarem Gebot/Anspruch entpflichten:

Solange jemand den Feind auf das Feindliche reduziert, was schon falsch ist, würde er sich noch immer dem Gebot verpflichtet sehen, es allerdings verletzen, was auch ihm nicht vorkommen dürfte, je mehr er sich für besonders strenggläubig (und/oder bei Nichtreligiösen für besonders rechtschaffend) hält.

Die Hoffnung auf Gottgefälligkeit (und/oder bei Nichtreligiösen das Hoffen auf Richtigkeit) lässt sich folglich nur bewahren, wenn der Feind vom Anwendungsbereich des Feindesliebe/Rücksichtnahme-Gebots ausgenommen wird, wenn der Feind gar nicht mehr bloß Feind, sondern als Werkzeug/Teil Satans bzw. des Bösen an sich wahrgenommen wird.

Die Verteufelung des Feindes ist ein Universalprinzip gegen die Vernunft, gegen die Gebote zur Menschlichkeit.

Markus Rabanus 20091125    >> http://inipedia.com/userforen/viewtopic.php?p=49944#49944 


Eigentlich wäre von der Politik ein Umgang mit Menschen wie mit eigenen Angehörigen im bestmöglichem Sinne zu wünschen. 

Das unterschreibt fast jeder, aber wenn der Hinweis kommt, dass Feinde, Unbekannte auch irgendwie Menschen sind, dann ballern bei vielen die Kampfhormone ins Hirn, schalten das Diskurszentrum aus und entsichern die Waffen. 
Je schlimmer wir uns den Feind vorstellen, desto leichter werden wir ihm fertig? 
Okay, unterschätzen sollte man niemanden, aber grad die Verteufelung unterschätzt so oft und auf Gegenseitigkeit, denn den Verteufelten fällt ebenfalls jede Menge an Verteufelung ein.
Verteufelung ist so leicht. Sogar die Harmlosesten werden verteufelt, als Verbrecher unterlassener Hilfeleistung, mitunter sogar als Ermöglicher der Shoa, was dem Schuldspruch gleichkommt. 

Also lassen wir es mal ein bisschen mit dem Verteufeln und probieren mehr Dialog.

Markus Rabanus 20140822     

 

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