"Die
Deutschen sterben aus!"
Es erreichen uns immer
wieder Zuschriften, in denen Überfremdungsängste zum Ausdruck kommen.
In Problembezirken Berlins und anderer Städte wandelt sich die vertraute Umgebung in hohem Tempo: die neuen Nachbarn
sprechen türkisch und man versteht sie nicht, ungewohnte Bräuche, Kleidung
und der Tante-Emma-Laden wird zum Döner-Imbiss.
Solche Veränderungen machen vielen Menschen Angst. Aber es gab zu allen
Zeiten sprichwörtliche Völkerwanderungen und es wird sie solange
geben, wie es ärmere und reichere Regionen gibt.
Häufig waren Migrationen von sozialen Konflikten und Kriegen
begleitet. Darum müssen wir aufpassen, dass es niemandem gelingt, die
Einwanderung für rassistische Ziele auszuschlachten:
beispielsweise
wird mit allerlei Zahlenspielerei
behauptet, dass die
"deutsche Stammbevölkerung" innerhalb weniger Jahrzehnte zur
Minderheit in Deutschland werde, Geburtenraten ausländischer Mitbürger
werden willkürlich hochgerechnet, obwohl jeder Bevölkerungsstatistiker
weiß, dass hierzu mathematische Formeln nicht ausreichen, sondern soziale
Faktoren ausschlaggebend sind.
Überhaupt sind Statistiken dummes Zeug, wenn sie Entwicklungen innerhalb eines Staatsgebietes
nicht einheitlich erfassen, sondern rassistische Trennlinien ziehen.
Wir leben nicht mehr in "Stämmen" und
"Stammbäumen", sondern wie unsere Nachbarländer in einer modernen
und gemischten Gesellschaftsordnung Europas.
Nationalisten spielen mit
der Angst um die Rente: "Wenn wir nicht genug Kinder haben, wer soll
dann für unsere Renten aufkommen?"
Auch das ist der falsche Ansatz, denn niemand müsste um die
Rente fürchten, wenn der technische Fortschritt nicht zum
Selbstzweck wirtschaftlicher Leistungskraft verkommt,
sondern als Basis für Sozialpolitik verstanden würde. Die Arbeitswelt muss so verändert
werden, dass die Menschen in ihr Aufnahme finden und sich in ihr wohler fühlen als im
Ruhestand.
Hierzu sollten auch die Steuergesetze Anreize entwickeln.
Wenn sich die Alterspyramide in unserem Land auf den Kopf stellt und sich
die Sozialpolitik als unfähig erweisen würde, die Renten zu sichern, dann müssten
wir die Einwanderung sogar fördern, denn Kindergelderhöhungen
lösen keinen Geburtenboom aus und die "deutsche Frau" wird
sich die Kinderzahl nicht staatlich vorschreiben lassen. Dazu gäbe es
auch keinen Veranlassung, denn auf der Erde leben
mittlerweile 6 Milliarden Menschen. Weltweite Familienplanung wäre die
richtige Reaktion, nicht aber ein Wettstreit um höhere Geburtenraten.
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Multikulturelle
Welt
Die Probleme der Einwanderung
dürfen nicht geleugnet werden, denn
"multikulturell" bleibt tatsächlich ein hohles Schlagwort, wenn nur
das Nebeneinander gemeint ist und nicht die gegenseitige Bereicherung.
Kulturelles und soziales Miteinander setzen Integration voraus: die
gemeinsame Sprache und Bildung sind hierzu die wichtigsten Faktoren.
Wenn sich deutsche Kultur
auf Fußball-Nationalelf und Bratwurst verkürzen ließe, dann müssten
wir uns wirklich vor Brasilianern und China-Restaurants ängstigen.
Wer Kultur hingegen liebt,
genießt die Vielfalt, für den sind die Bilder Picassos, Shakespeares
Theater, afroamerikanischer Blues, die Moscheen der Mohammedaner, die
Pyramiden Ägyptens, die Tanzkunst der Thailänder unverzichtbares
WeltKulturErbe!
Ob Goethe oder Heine, wer auch immer etwas für
die deutsche Kultur geleistet hat, zeichnete sich durch Internationalität
und multikulturelles Verständnis aus.
Allein
in dem Maße, wie es eine Kultur versteht, fremde Impulse aufzunehmen,
entwickelt sie Dynamik und Fortschritt. Alles andere wäre nur ein Museum
des Brauchtums, ohne Leben. Uns
droht nicht die Überfremdung durch Ausländer, sondern der Verlust unserer
Kultur durch die Kommerzialisierung unserer Bedürfnisse.
Nicht die niedrige Geburtenrate kann uns zum Verhängnis werden, sondern die
Unfähigkeit zum Umdenken:
unser Konsumverhalten müsste sich radikal ändern, um die ökologische
Katastrophe abzuwenden,
unsere Politikfähigkeit müsste gesteigert werden, damit die alles
vernichtende Militärtechnik überflüssig und beseitigt werden kann. Es
sollten nicht nur die Märkte international zusammenwachsen, sondern auch
die Völker und Kulturen.
Wer könnte unseren Söhnen und Töchtern
Vorschriften machen, in wen sie sich zu verlieben haben.
Wenn Nationalisten Angst davor
haben, eine Minderheit zu werden, dann vielleicht deshalb, weil sie selbst mit Minderheiten nicht
nett genug umgehen. Die
multikulturelle Gesellschaft ist längst eine Tatsache, die richtig und
unumkehrbar ist. Es käme jetzt darauf an, sie positiv zu gestalten, aber
dazu müsste man sich endlich auch mit ihr abfinden oder besser: anfreunden!
Diskussionen
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