Zitat
Bernhard:
Wieso fällt es dir so leicht über
"die Deutschen" zu sprechen, wo du es doch für unerhört
erachtest wenn z. B. von "den Muslimen" die Rede ist? |
@ Bernhard, wie ich schon ausführte, bezieht sich meine Rede von "den
Deutschen" auf die Ausbildung eines bestimmten Staatswesens im 20. Jh. und
nicht auf eine auf mehrere Kontinente verteilte Religions- und
Kulturgemeinschaft.
Zitat
Bernhard:
Die
deutsche Gesellschaft also ist Schuld am Nationalsozialismus.
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Dein Problem ist, dass du an einem Schuld-Begriff hängst, der sich als
moralische Kategorie nicht von seiner Bezogenheit auf das Handeln von Individuen
lösen lässt. Hier geht es aber um etwas völlig anderes.
Der Nationalsozialismus hat sich aus der deutschen Gesellschaft heraus
entwickelt. Dafür kann man eine offene Reihe von Bedingungen und Ursachen
angeben, die teilweise spezifisch deutsche Verhältnisse betreffen (wie den
mangelnden demokratischen Konsens der Weimarer Republik), teilweise gesamteuropäische
Phänomene darstellen (wie die Virulenz des Totalitarismus).
Die einzige seriös zu beantwortende Frage ist die nach den Ursachen des
Nationalsozialismus, und die wird man nicht in Malawi finden, sondern in
Deutschland, in seinen sozialen, sozioökonomischen, kulturellen, mentalitätsgeschichtlichen
und politischen Strukturen, Institutionen und Interesselagen. Die Rede von
Verantwortung ist kein alttestamentarischer Schulddiskurs, sondern Teil eines
historischen Erklärungsmodells mit seinem Gefüge aus Entwicklung und
Bedingung.
Deine Multiple-Choice-Frage nach der pauschalen Schuld oder pauschalen Unschuld
eines Volkes ist dagegen völlig unterkomplex und käme in einem ernsthaften
Diskurs noch nicht mal als Arbeitshypothese in Frage.
Zitat
Bernhard:
Wo ist da der Unterschied zur Tätervolk-These
antideutscher Idioten?
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Fragen zu Tätervolk-Thesen musst du mit denen klären, die sie vertreten. In
deiner Unfähigkeit, Äußerungen richtig einzuordnen, diskreditierst du dich
permanent selbst.
Zitat
Bernhard:
...dennoch stimmten 56,1 % GEGEN
Hitler.
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Das Wahlergebnis von 1933 ist nicht nur deshalb nicht ausschlaggebend, weil die
Entscheidung gegen Hitler nicht gerade überwältigend ausgefallen ist. Viel
wichtiger ist: Wer die Frage nach dem Grad des gesellschaftlichen Konsenses, auf
den das NS-Regime hinsichtlich seiner verbrecherischen Politik Anfang bis Mitte
der 40er Jahre zurückgreifen konnte, mit dem Wahlergebnis von 1933 beantwortet,
zeigt im Grunde nur, dass er sich noch nie ernsthafte Gedanken zum Thema gemacht
hat. Oder glaubst du, 1933 wurde über Auschwitz abgestimmt?
Der NS hat in seinen 12 Jahren eine einzigartige Radikalisierung durchgemacht.
Welche Bevölkerungsteile, Institutionen und gesellschaftlichen Gruppen dazu in
welchem Maße aktiv oder passiv beigetragen haben, wird man sich im Einzelnen
sehr genau ansehen müssen. Mit einem naiven Volks-Begriff geht man dabei natürlich
zwangsläufig baden, weil er nun überhaupt keine Differenzierung zu lässt.
Zitat
Bernhard:
Nein, ich möchte nicht
feilschen, wenngleich ich ein LEBEN im Generalgouvernement dem TOD in
Dresden den Vorzug gegeben hätte.
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Nun feilschst du doch. Außerdem scheinst du wenig über Osteuropa unter
nationalsozialistischer Herrschaft zu wissen, sonst gingen dir solche Sätze
nicht so leicht in die Tastatur.
Zitat
Bernhard:
Was du aber übersiehst ist der
Umstand, dass bereits sechs Jahre vor Beginn des Zweiten Weltkriegs das
deutsche Volk unter dem Terrorregime der Nazis zu leiden hatte
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Tatsächlich wurde die Existenz im NS bis zum Beginn des Krieges von einer großen
Mehrheit kaum als besonders leidvoll empfunden. Im Gegenteil. Mitte der 30er
Jahre lebte es sich in Deutschland recht kommod - wenn man nicht gerade Jude,
Kommunist oder schwul war. Zu dieser Zeit erhielt das Regime nicht umsonst das höchste
Maß an begeisterter Zustimmung.
martin200901 >> Diskussion