Struwwel - unser zugeflogenes Rosenköpfchen

Auf dem Foto vom 15.08.2013 sind die deutlichen Blessuren sichtbar, die Struwwel beidseitig des Köpfchens gleichartig erlitten hatte, als sei er einem Krähenschnabel entwischt. 

Und auch sein Oberschnabel hatte Bruchstellen, die sich noch blutig verfärbten, aber glücklicherweise nach und nach zur Schnabelspitze hinwuchsen und verschwanden. 

Glück gehabt, mein Kleiner! Wir mit Dir. Und Du siehst das bitte umgekehrt auch so:-)

Das Telefon klingelte. Eine Frau sagte, ihr Mann habe unsere Suchanzeige im Internet gefunden, ob wir noch immer unser entflogenen Zwitschi vermissen, denn bei ihnen in Berlin-Frohnau draußen auf der Fensterbank sitze ein Rosenköpfchen, auf das unsere Beschreibung passe.

Auweia, wahrscheinlich wird es nicht unser Zwitschi sein, sondern eines der beiden Rosenköpfchen unseres Freundes Daniel D., dem kürzlich gleich zwei Rosenköpfchen namens Struwwel & Peter entflogen waren. - Ich bat, ganz vorsichtig das Fenster zu öffnen, damit der Kleine in die Wohnung fliegen kann. ABER er hatte Angst und flüchtete einige Meter weg. Nun kam Christiane mit ihrem Handy und spielte die darauf gespeicherte Rufstimme unseres Zwitschi ab, die wir über die Mithörfunktion aller beteiligten Telefone hin zu dem kleinen Vogel in Frohnau übertrugen. Und tatsächlich!!! Er folgte sofort dem Ruf seines Artgenossen durch das geöffnete Fenster in die Wohnung dieser netten Leute. Fenster wieder zu. Und gut. Ganz knapp vor Eintritt der Dunkelheit. 

Wir packten schnell die wichtigsten Sachen, den Transportkäfig und einen dicken Rothirsekolben zur Begrüßung. 30 Minuten später waren wir da. Der Kleine hielt sich zitternd an einem Bilderrahmen fest, von dem er sich seit Einflug nicht wegbewegt habe. Unser Käfig lässt sich weit öffnen und beruhigend mit ihm redend konnten wir den Kleinen ganz einfach von der Wand nehmen. Die süßen Kinder der netten Retterfamilie hatten sich schon in ihn verliebt:-) Wir drängten den Eltern 50 € Finderlohn auf. 

Draußen riefen wir noch kurz nach dem anderen Entflogenen, wieder mit Zwitschis Vogelstimme und Megaphon, aber es rührte sich nichts, war schon stockdunkel - und wir wollten auch niemanden verärgern. Der Kleine im Käfig auf dem Rücksitz war ganz still und sah ziemlich angeschlagen aus, doch auch ein bisschen glücklich oder sogar wirklich, denn er knabberte während der Fahrt an der Hirse. 

Schon bald kam der nächste Anruf: Wieder war aus Berlin-Frohnau, wieder ein Rosenköpfchen und auf einer Terrasse geborgen, zu einer Tierärztin gebracht, wo wir ihn abholen konnten. Sofort fuhren wir los. Juchuu, es war Daniels entflogener Peter!!! Und als sich Peter und Struwwel sahen, waren sie überglücklich.

Wir waren uns absolut sicher, dass er Daniels Struwwel sei und uns wiedererkannt habe. Ein Irrtum, wie sich zeigen sollte, denn nachdem der wirkliche Struwwel unseres Freundes in einer Auffangstation gelandet war, überprüften wir die Ringnummer gründlicher - und sie unterschied sich in ihrer letzten Ziffer um eine Stelle! Vielleicht aus dem selben Gelege? So ermittelten wir den Händler und den Namen der Käuferin. Unser falscher Struwwel hieß eigentlich Clyde und war mit Bonny zusammen entflogen. Tagelang in der Umgebung, einmal fast wieder in der Wohnung, aber dann dem Ruf Bonnys in ferne Gärten folgend und schließlich ganz weg. Eine Leidensstrecke, wie sie nur Vogelliebhaber nachvollziehen können. 

Bei der ersten Kontaktaufnahme erreichten wir die Tochter und nannten ihr die Webseite mit den Struwwelbildern, damit sie sich schon mal ein Bild vom Zustand ihres Süßen machen konnten. Später rief die Vogelmama zurück UND unverhofft entschied sie schweren Herzens, dass es ihrem Clyde bei uns gut gehe. So durften wir ihn behalten, sofern Bonny verschollen bleibe. Selbstverständlich sicherten wir im Gegenzug jederzeitiges Besuchsrecht zu:-)
 
Wir beließen es beim Namen Struwwel, denn er passte so lieb zu dem etwas lädiert-verwuschten Aussehen des Kleinen.


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