Sauberer Krieg?

Mark hat folgendes geschrieben::
... Der erste Krieg war auch sehr blutig, aber keiner Seite wird eine Vollschuld gegeben. Es gibt unzählige Computerspiele und historische Feste, wo man auf der seite der K&K bzw. dem Deutschen Reich kämpfen kann und keiner käme auf die Idee das zu verbieten. ...

Hallo Mark,

Ob man Kriegsspiele verbieten soll oder überhaupt verbieten kann, ist eine andere Diskussion.
Wenn aber Leute nicht mehr zwischen Spiel und Wirklichkeit zu unterscheiden wissen, dann sind sie ein Fall für den Therapeuten.

Mark hat folgendes geschrieben::
... und keiner käme auf die Idee das zu verbieten. Wieso?
Deshalb, weil der Krieg "relativ sauber" geführt wurde.

"Relativ saubere Kriege" gibt es so wenig wie "relativ saubere Verbrechen".

Mark hat folgendes geschrieben::
Bei Napoleon war es ja auch so.... obwohl er schon eindeutig der Aggressor war.

Was soll denn "auch so bei Napoleon gewesen sein"? Ein "relativ sauberer Krieg"?
Du tickst nicht ganz "sauber" oder Du möchtest die User verkaspern.

Mark hat folgendes geschrieben::
Es geht nicht nur darum, ob ein Krieg stattfand sondern auch wie er geführt wurde. Das NS-Regime tötete gezielt massenweise Zivilisten... und das sogar auf perverse Art und Weise. Darin trägt es die Schuld: für die Art und Weise, WIE der Krieg geführt wurde.

Wenn Dir damit ernst wäre, warum beschwerst Du Dich dann unten mit den Worten: "Man spricht über den 2. WK, weil das NS Regime und Hitler Verrückte waren, die gezielt und massenweise Zivilisten abschlachteten ..."? Entweder bemerkst Du die Widersprüchlichkeit Deiner Kritik nicht oder Du meinst, dass es andere nicht bemerken. - Erkläre Dich mal dazu.

Mark hat folgendes geschrieben::
Um die "Schuld" zu beurteilen muß man sich fragen:
1. Welche situativen Umstände führten zum Krieg?

"Umstände" führen nicht zum Krieg. Allenfalls solchen Hitler und Dir lösen "Umstände" zwanghaftes Verhalten und Kriegsbeginn aus.

Mark hat folgendes geschrieben::
2. Wie wurde der Krieg geführt?
Ich behaupte nun, daß Deutschland auch ohne das NS-Regime wahrscheinlich den Krieg begonnen hätte, da es wegen der Dominanz von England und Frankreich in den Kolonien ökonomisch dazu motiviert wurde. Daher gebe ich nicht die "große Schuld" an Deutschland!

Dein "hätte wahrscheinlich ..." ist erstens eine unsinnige Spekulation, wie ich es Dir im vorherigen Posting darlegte und Martin ebenfalls darauf hinwies, dass Argumente durch bloße Wiederholung nicht an Sinn gewinnen, zweitens sind Motive ohne Taten irrelevant >> Du darfst jedes Motiv haben, aber eben nicht aus jedem Motiv heraus handeln.

Wenn Du zwischen Motiv und Tun dennoch nicht zu unterscheiden begreifst, dann neigst Du der Triebtäterschaft zu und bestätigst Dich wie oben bei "Spiel und Wirklichkeit" erneut als Fall für die Klappse.

Mark hat folgendes geschrieben::
... Angenommen Du bist der König eines Reiches.
Dein Reich ist nach der Bevölkerungszahl, militärischer Stärke und territorialer Größe der Heimländereien am größten in der Region. Es gibt aber noch zwei andere Reiche, die in der Region schwächer sind, jedoch fast die ganze Welt (Kolonien) okkupiert halten. Dein Reich ist rohstoffarm, benötigt aber viele Rohstoffe für die mächtige Industrie. Was machst Du dann logisch gesehen?

Du scheinst den Spielen tatsächlich nicht gewachsen und würdest nun glauben, dass Du in der Realität Polen überfallen darfst?

Du würdest irren. Deshalb gewöhne Dich im praktischen Leben an folgende Regel:

Wenn Dir an etwas fehlt, dann musst Du dafür arbeiten oder darfst betteln, kannst Dich mit demokratischen und gerichtlichen Mitteln dafür einsetzen, dass Du ein Recht auf die Dir fehlenden Dinge erhältst, aber Du darfst es Dir eben nicht mit Gewalt holen. - So ist es auch im Völkerrecht.

Mark hat folgendes geschrieben::
Du greifst eins oder beide Reiche frontal an... schlägst sie nieder ...

Das solltest Du nur im Spiel tun. - Übrigens hörte ich im Alter von 12 oder 13 mit Kriegsspielen auf. - Manche brauchen länger.

Mark hat folgendes geschrieben::
und machst danach ein Friedensabkommen, bei dem Du verlangst,

Du möchtest morden und rauben - und am Ende möchtest Du, dass die überlebenden Leut im überfallenen Land Deine "Ordnung" unterschreiben? Möglicherweise würdest Du das darin liegende Unrecht erst erkennen, wenn es Dir selbst widerfährt.

Mark hat folgendes geschrieben::
daß Dir einige Kolonien übergeben werden. So etwas passierte unzählige Male... und wer spricht heute davon, wer die schuld bei den unzähligen Kriegen zwischen den Reichen in den letzten Tausenden von Jahren hatte?

Schaue in Deine Schulbücher, dann siehst Du, dass "heute davon geredet" wird. Oder hältst Du Dich für den Entdecker der Kolonialgeschichte? Erneut muss ich Dich darauf hinweisen: Entweder bemerkst Du die Widersprüchlichkeit Deiner Kritik nicht oder Du meinst, dass es andere nicht bemerken. - Erkläre Dich mal dazu.

Mark hat folgendes geschrieben::
Man spricht über den 2. WK, weil das NS Regime und Hitler Verrückte waren, die gezielt und massenweise Zivilisten abschlachteten und im Größenwahn sogar ihrem großen Verbündeten (Rußland) hinterhältig in den Rücken fielen.

Du bist nicht weniger verrückt, denn so dachte sich auch Hitler die Welt >> "Recht des Stärkeren".

Aber das "Recht des Stärkeren" stimmt nur auf Zeit, bis man zur Rechenschaft gezogen wird.
Manche freilich nie. Und darum versuchen es auch immer welche wieder, wenn man sie nicht daran hindert.

Mark hat folgendes geschrieben::
Hätte Hitler mit den Russen das Bündnis eingehalten und stattdessen nur England oder Frankreich attackiert, sehe es ganz anders aus: Nach einigen Monaten käme es zu Friedensverhandlungen und das deutsche Reich hätte ein paar Kolonien bekommen bzw. einige andere Kolonien wären geräumt worden und als neutrale und eigenständige Länder erklärt.

"Hätte Hitler ..." auf Dich gehört, dann hätte er also Krieg geführt - nur "relativ sauberer"?

Grüße von Sven
  
Man sollte sich fragen, wie Mark zu solch widersprüchlichen und geradezu dummen Auffassungen gelangt.

Einige Ursachen dafür sein:

1. auch heute noch werden Kriege von großen Teilen der politischen und gesellschaftlichen Elite als "unumgänglich" propagiert,

2. auch heute wieder werden Kriege als "sauber führbar" propagiert, a) indem die Berichte aus Kriegsgebieten verfälscht werden, b) von "intelligenten Waffen" gesprochen wird, die punktgenau treffen, was die Illusion nährt, als sei damit das Böse auszuschalten,

3. auch heute noch werden skrupellos Filme, Bücher, Spiele vermarktet, in denen der Bruch von Konventionen, der Hinterhalt, die List, das "Recht des Stärkeren" zu Leitbildern werden, denen sich viele Menschen intellektuell nicht gewachsen erweisen.

Ich bin zwar nicht der Auffassung, dass wer mit Plastik-Kriegsschiffen spielt oder kriegsverherrlichende Schundhefte liest, automatisch zu einem Dussel werden müsste, der den Krieg für etwas "Notwendiges" oder sogar für "Sauberes" hält, aber solche Filme, Bücher, Spiele tradieren dennoch die falschen Ideale, die seit Jahrtausenden zu Verbrechen gegen die Menschheit wurden.

Das Dilemma: Flaches, Dummes und Schund lässt sich leichter ausdenken und verkauft sich besser als wahre Ideale, denn es stellt an den Menschen weniger Anforderungen, amüsiert, imponiert, verändert Zustände in wenigen Momenten dramatisch, ... und wird von den Dummen erst dann missbilligt, wenn sie selbst davon betroffen sind, aber "Missbilligung" ist längst kein "Begreifen", denn Betroffenheiten kehren die Aggressionswünsche meist nur in ihrer Richtung um, ohne sie abzubauen.

Die Frage lautet: Ist trotzdem moralischer Fortschritt der Gesellschaft möglich, obwohl es das Dumme so leicht mit den Menschen hat?

Ich bin der Auffassung, dass wirklicher Fortschritt jeweils in den "lichten Phasen" :-) der Geschichte stattfand und in der Politik möglich ist, wenn also die Umstände günstig für gegenseitige Interessen berücksichtigendes Denken sind und in solchen Phasen rechtliche und exekutive Konfliktvorsorge entwickelt wurden bzw. werden.

>> www.friedensforschung.de versucht sich darin. Aber es wird Zeit, dass solche (keineswegs ideengeschichtlich neuen) Vorstellungen so überarbeitet werden, dass sie im Bewusstsein so sehr Platz greifen, dass sie politisch umgesetzt Relevanz erlangen.

Die Friedensforschung leistete zu allen Zeiten viel, verfasste großartige Schriften, aber so wenig davon wird Politik, weil so wenig "auf den Punkt gebracht" ist.
Kant gelang ein wichtiger Aspekt, was die Vernunft anbelangt, indem er zu einer Definition fand, aber schon seine Friedensschrift scheint zu komplex, dass sie über das sinnliche Vergnügen an ihr genügend hinaus geschafft hätte.

Grüße von Sven

>> www.inidia.de/friedensforschung.htm
>> www.inidia.de/newser/viewtopic.php?p=858#858 = Kant "Zum Ewigen Frieden"

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