Religion ist keine Erlösung, denn alle Abhängigkeiten bleiben - und mit Religion kommt nur eine hinzu, aber mag sie einigen lindern, wie es anderen andere Rauschmittel tun. 

Atheismus ist Ernüchterung: Nur der Tod erlöst von Abhängigkeiten, aber das würde ein lebensfreudiger Mensch nicht als "Erlösung" bezeichnen. Jedenfalls ich nicht, da vorerst vermutend, es sei noch genügend zu tun.

In Gesellschaften, in denen so viele heucheln, dass sie bescheiden und demütig seien, indem sie an Gott oder Götter glauben, tut sich gesellschaftlich schwer, wer bekennt, auf das religiöse Heucheln zu verzichten.  Aber erklären sollte man es, denn es ist viel bescheidener, sich weder Aussicht noch Anrecht auf ein ewiges Leben beschieden zu sehen - und schon erst recht nicht für die Krone der Schöpfung und göttliches Ebenbild zu halten, zumal sich in drei großen Weltreligionen kein Bild von Gott gemacht werden soll. 

Wie auch die Demut nicht überzeugen kann, wonach der Mensch berufen sei, sich die Welt untertan zu machen, ohne dass die von Menschen geplagte Natur wenigstens ein bisschen mitreden kann, was ihr gut tut oder erspart bleiben sollte - und seien es die Unheil bringenden Heiligen Kriege der Demut heuchelnden Menschenherrschaft. 

Nein, ich kann die religiöse Verzückung nicht loben, mit der angebetet wird, was Schöpfung sei, was göttliche Allmacht sei - in Anbetracht nicht nur der Sünden von Menschen gegeneinander, sondern in Anbetracht des Elends in der Natur insgesamt, so sehr ich sie schätze, denn aus ihr ist mein Leben, meine Freude, aber eben auch das Leid und der Tod.

Darais die Logik: So wenig die Natur meinen ethischen Ansprüchen genügen kann (wenn ein Tier das andere jagt und frisst, wenn Naturkatastrophen Leben verschlingen), so wenig könnte mir ein allmächtiger Gott ethischen Ansprüchen genügen - schon erst recht nicht anbetungswürdig sein.  

Wer es dennoch tut, redet sich Gott und Elend schön, also heuchelt. Nun kann allerdings nur heucheln, wem bewiesen werden könnte, dass er anders tut als er denkt. Da der Blick ins Gewissen nicht gelingen kann, muss auch ich in dubio pro reo gelten lassen, denn es kann ja tatsächlich so sein, dass jemand nicht denkt, wie es um die Logik bestellt ist. 

Die Qualen als Prüfung? Wer würde sich mir anvertrauen, mich loben, wenn ich solche Prüfung bescher', Menschen mit Krebsgeschwüren quäl', mit Erdbeben die Häuser zerstöre? Man würde mich einen Teufel nennen. - Drum scheint mir jegliche Gottesanbetung einer Teufelsanbetung gleich.  

Markus S. Rabanus 20180109  (zum "Erlösungswunsch" einer bemüht demütigen Christin)


Meldung vom Tage: Das philippinische Rote Kreuz meldet mehr als 700 Verletzte der diesjährigen "Prozession des Schwarzen Nazareners" in Manila, bei der es erneut. zu tumultartigen Szenen unter den ca. 500.000 Teilnehmern, die sich von der Berührung der schwarzen Holzfigur Wunder und Heilung erhoffen. 
Solche Vorteilserlangung im Wege von Strapazen und Leiden werden von vielen Gläubigen als "Teil der Hingabe zu Gott" gedeutet. Entsprechend als "Himmelfahrt", wenn wie im vorletzten Jahr Menschen im Gedränge zu Tode kamen. 

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