von Sven
Redaktion am 7.Oct.2002 11:46
Hallo Martin010,
"andere Standards" gegenüber der praktischen Politik mögen für
den wissenschaftlichen Diskurs gelten, weil Wissenschaft weniger von
Zustimmung abhängt als die Politik, die ihre Legitimation überwiegend
aus Zustimmung abzuleiten hat und weniger aus "falsch" und
"richtig".
Die Standards aus politischen Zielvorstellungen und Methoden können
einander jedoch nicht widersprechen, ohne als Unvermögen, Opportunismus
oder Betrug erkennbar zu werden.
Pazifismus stellte ich in einem anderen Posting als etwas dar, was kein
Alles sei, sondern als eigenständiger Teil oder auch als Reaktion in
verschiedenartigen Anschauungen.
Zudem dürfte die "Meditation" für den Pazifismus kaum
typischer als die Gebetsmühlen kriegstreiberischer Gegenkonzepte sein.
Im Streit ist mir nicht, ob entweder Pazifismus oder aber militärindustrieller
Komplex die Politik zu bestimmen drohen, denn beides ist zur Zeit von
untergeordneter Bedeutung.
Vielmehr geht es um "aktuelle" Machbarkeiten und die zu
erwartenden Wirkungen daraus:
Alleingänge einzelner Staaten ohne oder sogar gegen die UNO würden zur
Verwahrlosung internationaler Politik beitragen. Wenn sich die
US-Regierung für diesen Weg entscheidet, dann provoziert sie ohne jeden
Zweifel, dass Amerikanismus und Antiamerikanismus zum Hauptwiderspruch
werden.
Diese selbst für die USA fatale Entwicklung ist nur dadurch umzukehren,
dass die USA ihre Supermacht in den Dienst der UN stellen und nicht
umgekehrt die UN in die Legitimationsreihe für Eigenmächtigkeiten drängen.
Es geht mir also gerade nicht darum, dass man aus beispielsweise Saddam
Hussein einen Jesus herbeizubeten habe, sondern darum, dass jegliches
Handeln gegen "Schurken" einwandfreier Legitimation bedarf.
Eine UNO ohne Durchsetzungsmittel ist für keinen "Schurken"
Veranlassung für irgendetwas.
Im Verhältnis zu Rechtsbrechern auf internationaler Ebene kann nichts
anderes gelten als im Verhältnis zu jedem Ladendieb in einem
Rechtsstaat. Wer jedoch darauf verzichtet, eine Weltrechtsordnung
einschließlich der Durchsetzungsmittel zu schaffen, setzt auf das
"freie Spiel der Kräfte" und überlässt es Zufällen, wer
darin militärisches Voraus erlangt.
Und auch im Rechtsstaat würde man nie um das Problem herum können,
dass die Verteidigungshandlungen verhältnismäßig und geeignet sein müssen.
- Aber das wäre eine weitere Diskussion, ob Raketen gegen etwaige
ABC-Waffenproduktionsanlagen sinnvoll sind, denn hier rede ich zunächst
mal ausschließlich um die Frage, ob nationale Alleingänge statthaft
sind.
Ich stimme also darin mit denen überein, die sagen, dass nicht die UNO
den "Schurken" Saddam Hussein zum Einlenken zu bringen vermag,
sondern gegenwärtig vor allem die USA durch ihren militärischen Druck.
Die Unterschiede zu meiner Auffassung ergeben sich allerdings
dahingehend, dass mir Einzelfall-Effekte nicht genügen, wenn dieser
kontraproduktiv zu dem ist, was die Welt insgesamt braucht.
Die augenblickliche US-Regierung macht die UNO zu Makulatur und das
wirkt der gesollten Rechtsentwicklung entgegen.
Bush meint: "Wer nicht für uns ist, der ist gegen uns." Mit
diesem Spruch bringt er seine falsche Politik auf den Punkt, denn die
Spielräume sind weiter, als er damit suggeriert und innerhalb derer er
Lösungen anbieten könnte.
Grüße von Sven
Redaktion
Nachtrag >> Weltfriedensplan
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