Obama und das Brandenburger Tor 12 Juli 2008
Die Gemüter der Berliner werden derzeit von
der Frage erhitzt, ob Barak Obama vor dem Brandenburger Tor soll auftreten dürfen:
Angela Merkel sei von diesem Ansinnen "befremdet", so wird berichtet,
Klaus Wowereit dagegen verspricht sich einen Gewinn für die Stadt vom
angedachten Wahlkampfauftritt samt Grundsatzrede.
Dürfen zentrale und prestigeträchtige Orte für Wahlkampfzwecke benutzt
werden? Ich meine: ja. Denn die Argumentation leuchtet mir nicht ein, dass
ausschließlich gewählten Repräsentanten das Recht zuzugestehen sei,
historische Kulissen und symbolische Orte für die Inszenierung ihrer Politik
und der eigenen Person zu nutzen.
Das Brandenburger Tor hat alle Spaziergänge Diepgens und alle Pathosgesten
Reagans und Clintons schadlos überstanden: Wenn sich so etwas erhalten hat, wie
die Aura des Ortes, dann nicht wegen, sondern trotz aller Inanspruchnahme und
Funktionalisierung durch die Politik. Und wenn diese Aura bedroht ist, dann eher
durch die Entscheidungen von Stadtplanung und Denkmalschutz sowie durch
Prozesse, die man als 'Niedergang des öffentlichen Raumes' bezeichnen kann.
Nein, die Bundesregierung hat nicht die Deutungshoheit über diesen Ort und er
gehört auch nicht zu ihrem Requisitenfundus. Obama soll dort auftreten, gerade
weil das Brandenburger Tor mehr ist als eine Fototapete.
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