Nordkorea-Maulwurf
ich will nicht nerven, aber investigativer als diese zweiteilige Doku geht gar nichts - und echt: James Bond war im Vergleich zu diesen beiden Akteuren eben "bloß Movie"
>> "Der Maulwurf: Freunde von Kim Jong Un"
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Maik: Der Preis dieser
Cowboy-Geschichte ist hoch und ihr Ertrag überschaubar. Die Geisterbahn
Nordkorea ist noch ein bisschen gruseliger, als man gedacht hat. Dagegen stehen
absurde Selbstgefährdung und ein jahrelang belogenes und folglich ruiniertes
soziales Umfeld. Der Ruhm wird möglicherweise auch von kurzer Dauer sein.
Mir erzählt die Doku und ihre selbstverliebte, mit Fiktionalisierung spielende
Agentenfilm-Machart eher etwas über die beteiligten Glücksritter als über ein
totalitäres System, dessen Auswüchse kaum wirklich überraschen.
Ist das die Avantgarde des investigativen Journalismus? Eher erscheint es als
ein lediglich umgekehrter Relotius: Wir zeichnen die Wirklichkeit nicht, wie sie
auch sein könnte, sondern füllen sie in die Fassungen unserer fiktionalen
Genres.
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@Maik, ein "umgekehrter Relotius" ist zunächst mal nicht falsch - und eine Reportage für das Spartenpublikum ist von vornherein im "Ruhm" begrenzt, wie sich dran zeigt, dass die große Politik kein Fass aufmachte, zumal es an offenen Fässern nicht fehlt, um die gestritten wird.
Das Genre betreffend mied ich bei "investigativ" den Journalismus, denn es sind ja tatsächlich "Glücksritter" - und weit über das hinaus, was ich hätte in Abwägung von Risiken und Nutzen gestatten mögen.
Und doch ist die Nutzbarkeit hoch, wenngleich ungenutzt, denn weiterer Beweis für vielen Verdacht erbracht. - Und das ist wichtig, mit Verdacht und Beweis unterschiedlich umzugehen.
./.
Ja, das soziale Umfeld litt - wie immer, wenn sich Einzelne zu Sonderwegen
"berufen" fühlen sie dann auch gehen.
Das ist nicht nur bei den Kleinen ein Problem, denn es war bei Albert Schweitzer
auch so, bei Albert Einstein, Charles Chaplin usw. - ein Dilemma, wie es sich
oft nicht vermeiden lässt, es sei denn durch strengste Enthaltsamkeit in allem
Privaten - und schwierig, denn besonders die großen Köpfe haben eben auch
viele private Anziehungskraft, derer sie sich erwehren müssten.
Gelingt es den Stars nicht, so erledigt sich den enttäuschten Fans jedoch nicht
die Mitverantwortung.
Das freilich liegt im obigen Falle wahrscheinlich anders, ohne den "Maulwurf" verurteilen zu können, denn vielleicht war alles Reflex auf einen zerplatzten Lebenstraum als Koch. Aber das wissen wir nicht. Nur eines wissen wir: Die menschliche Logik ist oft sehr "PsychoLogik".
Dem "Maulwurf" wünsche ich, dass ihm sein soziales Umfeld verzeihen kann, empfehle sein gefährliches Experiment nicht zur Nachahmung.
Markus S. Rabanus 2021-06 im IniDIa-Facebook