Menschenverachtung | 09.06.2006 | ||||||
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Hallo KraMau, ich bin keine Wolke der Weisheit, die keine Nerven hätte. Darum "verstehe" ich nur zu gut, was Du schreibst, denn meine Empfindung unterscheidet sich nicht von Deiner: Widerlichkeit der sich zu Hass und Gewalt bekennenden Antikultur. Genau deshalb darf ich sie nicht mit Gleichem vergelten. Sonst ginge der Unterschied zwischen Kultur und Antikultur verloren. Das ist oft genug der Fall. Mit nicht wieder gut zu machenden Konsequenzen.
Die Emotion der Abscheu und die daraus gefolgerte Beurteilung als Abschaum ist ein Ding der Gegenseitigkeit: Viele Rechtsextremisten verabscheuen z.B. Juden, Türken und mich. Wir sind ihnen "Abschaum". Zugleich verabscheuen mich z.B. auch viele Juden, Türken, Christen und andere, wenn ich beispielsweise andere Konsequenzen aus Emotionen fordere und sie für kein Recht oder Rechtfertigungsgründe halte, sondern für das, was sie sind: Emotion, für die es Ursachen gibt, aber auch die Pflicht zur Selbstbeherrschung. Ich empfinde in vielen Dingen wie Du oder wie meine politischen Gegner gegen mich, aber ich ziehe andere Schlüsse daraus. Ich empfinde Abscheu, Hass, bekomme Rachegefühle, aber ich hege sie nicht zu ihrem Fortbestand. Und schließlich machte ich zu oft die positive Erfahrung, dass Menschen, die mir "Abschaum" waren und ich ihnen ebenso, so sehr änderlich sind, dass es unverzeihlich gewesen wäre, wenn ich sie in Zeiten der Abscheulichkeit wie "Abfall" behandelt hätte.
Auch solche Beurteilung ist nur zu oft ein Ding der Gegenseitigkeit, wenn Rechtsextremisten von "Zecken" sprechen oder selbst als "Schweine" bezeichnet werden. Über solche politischen Gegenseitigkeiten hinaus ist die Menschenverachtung durch Degradierung in alle Lebenssituationen verbreitet und vollkommen diffus, meist schon an Lächerlichkeiten entzündet. Wer tierlieb ist, hat sicherlich einigen Vorsprungs im Vergleich zu Tierquälern, aber in der mensch-moralischen Naturbeurteilung schließt das die Irrtümer nicht aus, wenn daraus Menschenverachtung und Naturverherrlichung werden. "Mein Hund ist mein bester Freund" mag stimmen und dennoch beruht die Vernunft, die Kultur, die eigene Sicherheit, also der Frieden darauf, dass wir Menschen uns auf den gegenseitigen Respekt und die Nichttötung verpflichten. Diese Erfordernisse = diese Rechtsordnung ließen wir uns gefährden, wenn wir den Menschen, auch den Feind, nicht gegenüber der Tierwelt privilegieren: Ich werde meinen Hund zwar weiterhin besser behandeln als ich es mit den meisten Menschen mache, machen kann, machen lasse, aber ich dürfte ihn wohl trotzdem in die Backröhre schieben, aber den Menschen nicht. Grüße von Sven >> Diskussion |
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