manstein

Hallo!

Ich finde es sehr ärgerlich, wenn du und der REst der Menschheit sich dem Faschismus moralisch und intellektuell so endlos überlegen fühlt. obwohl ihr dazu außer dem REcht des Unwissenden kein REcht habt.

Du solltest z.B. mal bedenken, dass heutige Faschisten in einer vollständig liberal-humanistisch Umwelt sozialisiert wurden, also beide Seiten kennen, während ihr Antifaschisten immer unter dem Verdacht steht unreflektiert die bereitgestellten Wertetafeln zu übernehmen.

Die moralische Höherwertigkeit des FAschismus gegenüber nichtfaschistischen Ideologien ist ein Fakt, und diesen Fakt werde ich dir im folgenden darlegen.

Weniger weil ich danach trachte dich von diesen Werten zu überzeugen -das wird mir schwerlich gelingen- sondern weil mich interessiert ob es möglich ist auf argumentativen Wege wenigstens ansatzweise Verständnis für die Richtigkeit des Faschismus zu vermitteln.
 

Für jemanden wie mich, der wie gesagt in einem zutiefst antifaschistischen Elternhaus groß wurde, ist der erste von vielen, aber konsequent aufeinanderfolgenden Schritten zum Faschismus, die Erkenntnis, dass das christlich-humanistische Wertesystem, dass zwar umfassend herrscht, trotzdem viele Erscheinungen zulässt, die ihm krass widersprechen:

z.B. Gewaltvideos. Die Tatsache, dass es Jugendliche gibt, die sich widerlichste Gewalttaten zur Unterhaltung anschauen hat mich weit mehr erschüttert und angewidert als die Existenz dieser Gewalttaten an sich.
Das hat mich zutiefst erschüttert, aber ich habe mich dennoch weiter damit beschäftigt (will heißen Presseberichte darüber gelesen), da ich es für keine Lösung hielt dies einfach zu ignorieren; den Ekel den ich vor diesem Phänomen empfand hat mir im wahrsten Sinne des Wortes physische Schmerzen bereitet.

ähnlich verhielt es sich mit einem anderenPhänomen populärer Kultur:

Jackass. Die Tatsache, dass es Idioten gibt, die sich selbst aus Langeweile oder was auch immer Verletzungen zufügen oder sich oder andere demütigen, empfand ich als unüberwindbaren Hohn gegenüber allen, die unfreiwillig Schmerzen erleiden mussten oder in ihrer Menschenwürde angegriffen wurden.

Auch im Mainstream findet sich solches:

Nämlich in diversen Pannenshows im dt. Fernsehen, die Schadenfreude auf billigstem Niveua bedienen; und das in einer Gesellschaft, die sich auf ihren Humanismus sonstwas zu Gute hält.

diese Heuchelei ist für jeden Menschen, der unfähig zur moralischen Heuchelei ist unerträglich.

Daraus folgt natürlich nicht das faschistische Weltbild, aber es ruft einen ständigen Zustand des Leidens am aktuellen Status quo hervor, das sich in Gewaltphantasien gegenüber den Verantwortlichen diesem Zustand gegenüber äußert und so das seinige zum Untergraben des humanistischen Weltbildes tut, dessen tiefe Verankerung diesen Zustand ja erst vorgerufen hat.

Der eigentliche Weg zum Faschismus besteht aber darin aus einigen intellektuellen Einsichten voruteilslos, konsequent und ehrlich die angemessenen Folgerungen zu ziehen.
So wurde mein bereits in jungen Jahren selbst gefundener Gottesbeweis, der Gott als die letzte Ursache setzte, dadurch zunichte gemacht, dass ein Freund mich in der 11. Klasse mit Kant bekannt machte und seiner Erkenntis, das die Kausalität eines von mehreren menschlichen „Voruteilen“ ist und keineswegs als gesicherte Tatsache angenommen werden konnte.

Weiterhin kam ich bereits früher zu der Erkenntnis, dass alles in der Welt, auch unser Wille, determiniert ist. (Heißenbergsche Unschärferelation kannte ich da nicht nicht; aber das ändert nichts, denn ob zufällig oder determiniert, der Wille ist nicht frei).
Das stellte mich vor ziemlich existenzielle Probleme, die ich wie jeder andere, der diesen Sachverhalt erkannt hat, nur durch Verdrängung und diverse intellektuelle Verrenkungen lösen konnte.

Entscheidend war dann, dass mich selbiger Freund mit Nietzsche bekannt machte, in dem ich die Antworten auf (fast) alle Fragen die mich seit meiner bewussten Weltwahrnehmung fast unablässig beschäftigt hatten fand.

Im wesentlichen bestehen diese darin, dass es mit oder ihne Gott keine absolute Moral gibt; dass esüberhaupt keine Werte gibt.
Dieser Nihilismus, der nur ein reiner Übergangszustand sein kann, ist genauso uneerträglich wie die erste Phase des Zweifelns aus der dieser reusltiert.

Dieser Nihilismus wird also durch einen reinen Subjektivismus überwunden: Richtig ist für mich was ich will.
Zusammen mit dem Nietzscheanischen Willen zur Macht ergibt sich daraus die Grundlage der faschistischen Weltanschauung:

Ich will Macht, also muss ich andere unterwerfen. Schon sind alle quälenden Sinnkrisen bewältigt.

Dann habe ich noch Spengler und Fest gelesen, was obige Ansicht zementiert hat und mir zugleich gezeigt hat, dass der Nationalsozialismus Nietzsches Gedanken umgesetzt hat und nicht missbraucht hat, wie oft behauptet wird.

(Antisemitismus und Rassismus sind keine orginären Merkmale des Faschismus)

Aus diesem tiefen existenziellen Ringen mit sich selbst, leite ich auch die Rechtfertigung ab, eine „menschenverachtende“ Moral bzw. Amoral zu vertreten, da die Anhänger des Humanismus diesen meiner Meinung nach aus mangelndem moralischen Empfinden und einer Indifferenz gegenüber der Grundtatsache menschlichen Leids tun können und deshalb als Heuchler zu sehen sind.

Ich bin einigermaßen gespannt, ob dir diese Gedankengänge ansatzweise einleuchten.

manstein


Hallo Manstein,

ob ich Deine Gedanken verstehe? Warum sollte ich sie nicht verstehen? Immerhin beziehst Du Dich auf Leute, die mir doch auch nicht neu sind, allerdings andere Schlussfolgerungen zogen, aber sie lebten auch von anderen Dingen als ich, lebten davon, dass sie ihren Fans Rechte zubilligten, die sie den Angefeindeten bestritten.

In der Philosophie und Politik kann das funktionieren, auch in der Rüstungsindustrie und in den Medien; es funktioniert bis zum Crash, auf den es fortlaufend zusteuerte, während meine Geschäfte davon abhängig sind, dass Kompromisse gefunden werden, von denen sich die daran Beteiligten beiderseits Vorteile versprechen, die sie ohne einander nicht hätten. - Es sei denn durch Raub.

Grüße von Sven


Also wärst du in einer Situation, wo sich das ohne Nachteile tun lassen würde, dem Raub nicht abgeneigt?

Eine solch utilitaristische Moralauffassung ist weit von einer absoluten Gültigkeit entfernt und passt in meinen Augen deshalb nicht völlig zu dem Absolutheitsanspruch mit dem du hier auftrittst. (Ohne das negativ zu meinen)

Im übrigen eine sehr gelungene Seite (nazis.de) auch wenn ich den meisten der dort geäußerten Thesen naturgemäß eher ablehnend gegeüber stehe. Trotzdem ziemlich faszinierend in ihrer Aufmachung.


[quote="manstein"]Also wärst du in einer Situation, wo sich das ohne Nachteile tun lassen würde, dem Raub nicht abgeneigt?[/quote]
Meine Post an Dich enthielt das Gegenkonzept, dürfte also klar machen, dass der Raub nicht meinen Neigungen entspricht, obwohl ich mit meiner Firma reichlich Gelegenheit dazu hätte. 
Aber es muss einkalkuliert sein: "Not kennt kein Gebot", "Gelegenheit macht Diebe", "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser", ..., weil viele Menschen kaum besser sind als es ihnen die Umstände (Gesellschaft, Natur, eigene Fähigkeiten) gestatten.

Trotz solcher Einschätzung halte ich den Menschen nicht für schlecht, denn meine Spekulation lautet, dass wer mit etwa gleichem Aufwand auf schlechten oder guten Wegen einen Erfolg zeitigen kann, sich eher für den besseren Weg entscheiden würde. Die Ausnahmen schwächen diese These, heben sie mir dennoch nicht auf.

[quote="manstein"]Eine solch utilitaristische Moralauffassung ist weit von einer absoluten Gültigkeit entfernt und passt in meinen Augen deshalb nicht völlig zu dem Absolutheitsanspruch mit dem du hier auftrittst.[/quote]
Wäre mein Ansatz so zu verstehen, wie Du daraus machst, so würde ich mich nicht politisch engagieren, sondern ausschließlich mit individueller Sozialarbeit: "Bessere Dich"

Auch das kommt zwar vor, aber vornehmlich im direkten Umfeld, auch als Appell an die Allgemeinheit zu mehr gegenseitiger Verantwortung, z.B. Schüler für problematische Mitschüler, als Appell an die Politik, mehr für die Individualprävention zu tun, ..., alles sehr wichtig, aber in einer arbeitsteiligen Gesellschaft darf es sein, dass sich jemand auf spezielle Aspekte konzentriert. Mein Hauptthema ist deshalb Beitrag zu einer demokratischen Öffentlichkeit, die zu dem Stellung nimmt, was deren offizielle Vertreter leisten oder verfehlen, um die Rahmenbedingungen allgemein zu verbessern, weniger lobbyistisch oder korrupt zu sein und die Vorteile aus gemeinsamer Verantwortung zu erkennen.

[quote="manstein"]Im übrigen eine sehr gelungene Seite (nazis.de) auch wenn ich den meisten der dort geäußerten Thesen naturgemäß eher ablehnend gegenüber stehe.[/quote]
@Manstein, nicht "naturgemäß":-), denn so gattungsverschieden werden wir schon nicht sein, sondern aus Deinen Grundüberzeugungen kommt der Widerspruch. Überzeugungen dürften bei Dir wie bei mir davon abhängig sein, was an Wahrnehmungen ist und an Methoden, Probleme zu lösen.

Grüße von Sven

ps: Auf viele Dinge Deiner Privatmitteilungen gehe ich aus Zeitgründen nicht ein. Gestern war Familie dran, heute Firma, ... die Inidia ist halt "Freizeitprojekt". Ich gebe es ins Redaktionsfach. Insbesondere Martin setzt sich häufiger mal mit Nietzsche & Co. auseinander. Nur mal zu Kant: ich würde aus seiner Einsicht in die Relativitäten keine nihilistischen Schlüsse ziehen. Darum ist er mit mit seiner Altersschrift "Zum ewigen Frieden" ein Zeuge für meine Thesen auf www.pazifismus.info