Jürgen Kuczynski 

Seine Biografie (siehe Wikipedia) kannte ich nicht. Ihm eilte nur der Ruf voraus, unorthodox zu sein. Zumindest die Gespräche waren es. Wikipedia meint, Kuczynski habe in den letzten DDR-Jahren eine Art "Narrenfreiheit" gehabt, aber das kann eigentlich sein, denn hätte man ihn dann mir zu einem Ansprechpartner gemacht? Es ist so bitter. Vielleicht waren die Gespräche beobachtet und kalkuliert, denn die typischen SED-Kader waren vollends ungeeignet, um mit "Wessis" zu diskutieren.  

Wir unterhielten uns z.B. nach Tschernobyl über meine Atomkraftgegnerschaft. Ich erinnere mich nicht mehr, ob er meine Position nur mit Interesse zur Kenntnis nahm oder auch tatsächlich unterstützte, die weder vom Westen noch vom Osten vertreten wurde. 

Ein anderes Mal unterhielten wir uns darüber, wie unterwandert alle Kreise seien. So dass es kein Vertrauen geben konnte. Das hatte zwar den Vorteil, sich auf die Plausibilitäten konzentrieren zu müssen, aber hob den Nachteil der Treulosigkeit und Halbwahrheiten nicht auf. 

Der Kalte Krieg war ein deformierendes Monster, denn die Wahrheit und die Aufrichtigkeit stand unter dem ideologischen Vorbehalt des Antagonismus, dem sich West und Ost verschrieben hatten. Aber auch ohne den Ost-West-Konflikt war es das Dilemma des Macht gewordenen Sozialismus, weil er sich antagonistisch begründete.

sven  20140619

 
lexikalisch >
http://de.wikipedia.org/wiki/Jürgen_Kuczynski

 

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