Hitler wollte Frieden ?

von Tim am 26.Feb.2002 21:57 

Deutschland wollte keinen Krieg anfangen (wenn wir vom ersten reden; beim 2. hat Hitler allerdings auch in seinem Testament geschrieben, dass er keinen Krieg wollte). Du verstehst wohl nicht, dass man manchmal in so etwas hineinschliddert. Deutschland musste den ersten Weltkrieg MITmachen, weil es Österreich zum Verbündeten hatte. ...
Hitlers "Testament"  = Hitlers "letzte Lüge"
 
von Sven Redaktion am 27.Feb.2002 05:01

Liebe Tim,

zum 1.Weltkrieg:

wenn irgendwo in Sarajewo ein Diplomat bei einem Terroranschlag sein Leben verliert, dann taugte das nicht zum Krieg, sondern allenfalls als VORWAND.

Und wenn es Österreich "Kriegsgrund" war, so war es eben kein "Kriegsgrund" und Deutschland war nicht zum Beistand verpflichtet, denn für solche Geschehnisse schließt man keine Kriegsbündnisse.
Kaiser Wilhelm jedoch war ein bisschen hochnäsig, wenn du ihn dir mal näher zu Gemüte führst. Er wollte die Welt neu ordnen und das misslang ihm bitterlich.

Im Ergebnis dieses Versuchs erntete Deutschland keinen Dank der Völker und wurde mit dem "Versailler Diktat-Frieden", den man ruhig so nennen sollte, außerordentlich hart bestraft.

Aber was wäre schon "gerecht" gewesen? Keine Reparationen? Versuch missglückt und gut? So ist es im Kleinen nicht, so ist es auch im Großen nicht.

Und war das ein Grund für Revanche?

So jedenfalls sahen es die Nazis, als sie die "Dolchstoß-Legende" propagierten. Von ihr gehört? Ansonsten sollte mal jemand darüber schreiben.

zum 2.Weltkrieg:

Hitler wollte "zurückholen", was der Kaiser verloren hatte,
"Heim ins Reich" hieß die Parole. Aber damit nicht nicht genug: Hitler wollte auch noch "Lebensraum im Osten" und am 1.September 1939 hieß es:

"Seit 5:45 Uhr wird zurückgeschossen"

Deutsche Truppen fielen in Polen ein und teilten es so, wie Hitler es zuvor mit seinem angeblichen Feind Stalin im "Hitler-Stalin-Pakt" vereinbart hatte.
Hast Du hiervon gehört? Auch darüber müssten wir ansonsten schreiben.

Später "musste" Hitler auch noch die Sowjetunion angreifen und war so weit "hineingeschliddert", wie du es nennst, "hineingeschliddert" bist 20 Kilometer vor Moskau, tief nach Afrika, über ganz Frankreich hinweg. Manche freute das. Und andere ganz und gar nicht.
Bei genauerem Hinsehen zeigte sich, dass es zwar ganz leicht ist, irgendwo einzufallen (kannst du selbst ausprobieren mit Banken und Kaufhäusern), aber die Beute wird einem nicht gegönnt. Und so kam es dann auch, dass ein Landstrich nach dem anderen wieder verloren ging und die Diebe auch in ihrem ursprünglichen Zuhause nicht mehr sicher waren. Tim, so ist das Leben.
Und "unsere Soldaten" hatten einfach den falschen Auftrag und diesem "bedingungslos zu folgen", das war eben auch falsch und taugte nicht zur "Heldentat". So sahen es jedenfalls die anderen Völker und viele hätten Deutschland am liebsten endgültig platt gemacht.

Aus den Hitlerschen Glaubensbekenntnissen "totaler Krieg" und "Endsieg" wurde die "bedingungslose Kapitulation". Das weißt du oder kannst es dir denken, wenn du dir mal ansiehst, dass ganz Deutschland unter Besatzung geriet, viel schlimmer also noch als nach dem 1.Weltkrieg.

So sah also Hitlers politisches Erbe aus. Nichts gehörte mehr den Deutschen und sie bekamen auch später vieles nicht mehr zurück.

Hitler sah das in seinem "Führerbunker" 8.Tage "voraus", was offenbar durch keine "Wunderwaffe" mehr abwendbar war.
Doch bevor er sich das Leben nahm, setzte sich dieser Mann nochmals an den Schreibtisch und verfasste sein "Testament", also seinen "letzten Willen", als hätte uns der nicht schon mit "Mein Kampf" genügen müssen. Nun in der Stunde der Niederlage schrieb er, dass ER den Frieden gewünscht habe. Aber Hitler hatte nichts mehr zu wollen, geschweige denn zu vererben. Das Erbe Hitlers war eine Niederlage, wie sie kaum hätte schlimmer ausfallen können.

Was "wollte" dieser Mann also jetzt noch? Nur eines: Vor sich und der Welt seiner Verantwortung für diese Tragödie abschwören. Alle Schuld sind, sogar das deutsche Volk, nur er nicht. Ein Engel des Friedens, der alles gegeben hatte "für Deutschland" - und er hätte uns seinen "Kampf" doch besser erspart.

Die Verantwortung los zu werden. Das war sein Wunsch und den sollten wir ihm nun nicht mehr erfüllen.

Wir können dennoch etwas aus seinem "Testament" lernen:

dass in kaum einer Literatur so sehr GELOGEN wird, wie in Tagebüchern, Autobiographien und
anderen Texten, die jemand über sich selbst schreibt. - Autobiographisches ist interessant, aber nur so wahr, wie man es ertragen will. Und darin war Hitler kein Vorbild, sondern ein Showmaster "and the show must go on". - Man beende den peinlichen Applaus.

Grüße aus Berlin
Sven

Diskussion im alten Forum  Diskussion im gehackten Forum  aktuelleres FORUM

Hitlers Testamente     Zweiter Weltkrieg    Dialog-Lexikon