Hallo "T-Hemd",
Du übernimmst leichtfertig eine offenkundig unsinnige These, denn durch "Übersättigung" entsteht kein Wunsch nach "Mehr" und "Sympathie",
sondern nach "Weniger" und "Antipathie":
"Wir können/wollen davon nichts mehr hören.", lautet die nicht von der Hand zu weisende Reaktion vieler Leute.
Wenn sie allerdings von Rechtsextremisten kommt, so mag ich diese Reaktion nicht ernstnehmen, wenn sie textidentisch ist, denn Rechtsextremisten missfällt an der Geschichtsinformation nur die ihnen unpassende Perspektive, die sie als "Siegerperspektive"
diffamieren und dadurch die "Opferperspektive" vergessen machen wollen.
Aber immerhin: "Zuviel" wird Jegliches zu Gift.
Deshalb warnte ich in der Diskussion um das Berliner Holocaust-Mahnmal:
"Ein Mahnmal ist nur so gut, was es bewirkt." und
"Erinnerung kann sogar falsch sein, wenn sie keinen Ausweg weist zur Versöhnung."
Die Reaktionen auf diese Gedanken waren geteilt, wie die Welt geteilt ist in Täter- und Opferperspektive und
keinen Frieden findet,
aber immerhin gab es eine Initiative, die sich in diesen Worten zumindest so weit wiederfand, dass einiges davon in die Begründung ihres Mahnmals-Projekts
kam: ein Mahnmal als "Wendepunkt", womit sie vortrefflich schon zuvor die Schlussfolgerung formuliert hatte.
Was Du für "Sympathie aus Übersättigung" hältst, ist stattdessen viel eher "Kult-Effekt aus Dämonisierung",
denn aus der Dämonisierung erwächst der Mythos - und dafür sind viele Menschen empfänglich, je mehr ihnen Macht und "Größe" Identisches sind, je weniger sie also emanzipiert sind, je weniger sie sich den Widerspruch erklären können,
der jeder politischen Macht immanent ist: Banalität trotz überragender Bedeutung
- eine Frage der politischen Intelligenz, für die sich die Antworten durch persönliche und gesellschaftliche Bedingungen bis zur Unkenntlichkeit vernebeln können
- denn die Menschen waren im Faschismus nicht dümmer als heute, auch wenn sie der Dummheit
millionenfach und buchstäblich "erlagen".
Grüße von Sven
Redaktion
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