Haussperlinge  >> Spatzenprojekt

Es gibt inzwischen rund 7 Mrd. Menschen, aber weltweit nur noch 500 Mio. Sperlinge.

Der Haussperling (Passer domesticus) – auch Spatz genannt – ist eine Vogelart aus der Familie der Sperlinge (Passeridae) und einer der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Singvögel. Der Spatz ist ein Kulturfolger und hat sich vor über 10.000 Jahren dem Menschen angeschlossen. Nach zahlreichen, teils beabsichtigten, teils unbeabsichtigten Einbürgerungen ist er mit Ausnahme der Tropen fast überall anzutreffen, wo Menschen sich das ganze Jahr aufhalten. Der weltweite Bestand wird auf etwa 500 Millionen Individuen geschätzt. Nach deutlichen Bestandsrückgängen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem im Westen Mitteleuropas wurde die Art in die Vorwarnliste bedrohter Arten aufgenommen.

Aussehen und Merkmale

Der Haussperling ist ein kräftiger und etwas gedrungener Singvogel. Er wiegt ungefähr 30 Gramm, ist etwa 16 Zentimeter groß und damit ein wenig größer als der nahe verwandte Feldsperling. Der Haussperling fällt besonders durch seinen großen Kopf und den kräftigen, konischen Schnabel auf. Die Länge der Flügel beträgt 71 bis 82 Millimeter, die Spannweite misst etwa 23 Zentimeter. Männchen und Weibchen unterscheiden sich deutlich in ihrer Färbung und sind im Gegensatz zum Feldsperling leicht zu unterscheiden.

Die Männchen sind deutlich kontrastreicher gezeichnet als die Weibchen, sie haben eine schwarze oder dunkelgraue Kehle und einen schwarzen Brustlatz, der aber im Herbst nach der Mauser von helleren Federrändern verdeckt sein kann. Der Scheitel ist bleigrau und von einem kastanienbraunen Feld begrenzt, das vom Auge bis in den Nacken reicht. Die Wangen sind hellgrau bis weißlich. Der Rücken ist braun mit schwarzen Längsstreifen. Die Flügel sind ebenso gefärbt; eine weiße Flügelbinde ist deutlich erkennbar, eine zweite nur angedeutet. Brust und Bauch sind aschgrau. In Stadtzentren und Industriegebieten ist das Gefieder infolge von Verschmutzung meist weit weniger kontrastreich. Relativ häufig treten teilalbinotische Individuen auf.

Die Weibchen sind unscheinbarer als die Männchen und matter braun, aber sehr fein gezeichnet. Die Oberseite ist hell graubraun, der Rücken schwarzbraun und gelbbraun gestreift. Der ebenfalls graubraune Kopf hat einen hellen Überaugenstreif, der vor allem hinter dem Auge deutlich ist. Jungvögel sehen wie Weibchen aus, sie sind nur etwas heller und gelblicher gefärbt. Sie bleiben, nachdem sie flügge geworden sind, einige Tage an den gelblichen Schnabelwülsten erkennbar.

Federkleid und Mauser

Die Jugendmauser ist eine Vollmauser und beginnt im Alter von sechs bis acht Wochen. Damit die Mauser vor Beginn der ungünstigeren Witterungsperiode abgeschlossen ist, kann sie je nach Zeitpunkt der Geburt von durchschnittlich 82 auf 64 Tage verringert sein. Die Jahresmauser der Altvögel ist ebenfalls eine Vollmauser. Sie findet in Mitteleuropa in den Monaten Juli oder August statt. Bei Gefahr oder Stress neigen Sperlinge auch zur Schockmauser. Das Sperlingsgefieder besteht vor der Mauser aus 3200 Federn, die insgesamt 1,4 Gramm wiegen. Unmittelbar nach der Mauser sind es ungefähr 3600 Federn mit einem Gewicht von 1,9 Gramm. Zur Pflege des Gefieders nehmen die Tiere Staubbäder, um sich vor Federparasiten zu schützen.[1] [2]

Flug

Haussperlinge fliegen schnell und geradlinig, relativ niedrig und meist vom Nistplatz zu einem nahe gelegenen Baum oder Gebüsch. Dabei können sie Geschwindigkeiten von annähernd 60 Kilometern pro Stunde erreichen. Die Flügel schwingen in der Sekunde etwa 13 mal auf und ab. Der Distanzflug ist leicht wellenförmig mit fallenden Gleitphasen, in denen die Flügel leicht angelegt sind, der Flug ist dabei aber im Vergleich zu den Finkenarten flacher gewellt. [3]

Stimme

Der Gesang des Haussperlings wird nur vom Männchen vorgetragen und besteht aus einem monotonen, relativ lauten, rhythmischen „Tschilpen“ (meist einsilbig, auch „schielp“, „tschuip“, „tschirp“, manchmal auch zweisilbig wie „tschirrip“ oder „tschirrep“). Die Tonhöhe und die Anordnung der Elemente variieren von Vogel zu Vogel erheblich. Während des Singens vergrößert sich der Kehllatz. Analysen haben ergeben, dass diese Lautäußerungen komplex komponiert sind und sowohl individuelle Merkmale als auch Stimmungen darin codiert sein können. Als gesellige Vögel verfügen Haussperlinge über viele Rufe. Der übliche Warnruf bei Luftfeinden ist strukturell abweichend gegenüber anderen Sperlingsvögeln ein weiches, getrillertes „drüüü“, wobei dieser Ruf auch gelegentlich gegenüber größeren Nahrungskonkurrenten wie Möwen verwendet wird. Vor Bodenfeinden wird mit anhaltendem nasalen Rufen wie „kew kew“ oder auch „terrettett“ gewarnt. Zur Kopulation fordern Männchen und Weibchen mit leisen, gezogenen und nasalen Lauten auf, Weibchen verwenden dabei ein wiederholtes „djie“, der Kopulationsruf des Männchens ist ein wisperndes „iag iag“. Daneben gibt es einige weitere situationsabhängige Rufe, deren Dauer, Obertonstaffelung und -modulation recht verschieden gestaltet sein können (Stimmbeispiel).

Freilebende Haussperlinge sind auch in der Lage, Alarmrufe von Staren und Amseln zu kopieren. Zudem zeigen jüngere Forschungen, dass die Alarmrufe anderer Vogelarten durchaus verstanden werden. Heute ist relativ unbekannt, dass Haussperlinge auch sehr lernfähige „Gesangsschüler“ sind. Im 18. Jahrhundert war es ein beliebtes Spiel, aufgezogenen Vögeln Lieder beizubringen. Es gibt eine stattliche Anzahl von Berichten und Belegen dafür, dass Haussperlinge, die beispielsweise in Gesellschaft von Kanarienvögeln aufgezogen wurden, deren rollendes Geträller perfekt erlernen, auch wenn sie dies mit ihrer rauen und lauten Stimme imitieren. [4][5][6]

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitung

Das ursprüngliche paläarktische und orientalische Verbreitungsgebiet hat sich nach zahlreichen Einbürgerungen in anderen Kontinenten seit Mitte des 19. Jahrhunderts fast auf den gesamten Globus ausgedehnt. Heute fehlt der Haussperling nur in den Polargebieten, Teilen Nordsibiriens, Chinas und Südostasiens, in Japan, Westaustralien, dem tropischen Afrika und Südamerika und dem nördlichsten Teil Amerikas. Er ist damit eine der weitest verbreiteten Vogelarten. Die nördliche Grenze des Verbreitungsgebiets schwankt zwischen dem 60. und dem 70. Breitengrad. Auf der Südhalbkugel wurden die Landmassen mit Ausnahme der Antarktis bis zu den südlichsten Ausläufern besiedelt, nur in Westaustralien wird konsequent versucht, eine Besiedlung zu unterbinden.

In Europa gibt es Gebiete, in denen der Haussperling durch einen nahen Verwandten vertreten wird: Auf dem italienischen Festland sowie auf den Inseln Sizilien, Korsika und Kreta hat sich der ebenfalls die Nähe des Menschen suchende Italiensperling etabliert. Auf der iberischen Halbinsel, dem Balkan und in Teilen Nordafrikas lebt der Haussperling gemeinsam mit dem nahe verwandten Weidensperling, der noch kein so ausgesprochener Kulturfolger ist.[7]

Lebensraum

Als ursprüngliches Biotop vor dem Anschluss an den Menschen werden trockenwarme, lockere Baumsavannen vermutet, dies bleibt jedoch mangels gesicherter Daten spekulativ. Beim Vordringen nach Mitteleuropa war der Haussperling bereits Kulturfolger mit einer ausgeprägten Bindung an den Menschen.[8] Deutlich wurde diese beispielsweise während der Devastierung Helgolands nach dem Zweiten Weltkrieg, während der mit den Menschen auch die Haussperlinge verschwanden und erst nach der Neubesiedlung ab 1952 wieder zurückkehrten.[9] In milden Zonen werden allerdings auch menschenferne Habitate genutzt.[8]

Voraussetzungen für Brutvorkommen sind die ganzjährige Verfügbarkeit von Sämereien und Getreideprodukten und geeignete Nistplätze. Optimal sind Dörfer mit Landwirtschaft, Vorstadtbezirke, Stadtzentren mit großen Parkanlagen, zoologische Gärten, Vieh- oder Geflügelfarmen. Es werden aber auch außergewöhnliche Lebensräume besiedelt, wie beispielsweise von der Außenwelt abgeschlossene klimatisierte Flughafengebäude. Das höchstgelegene Brutvorkommen findet sich bei ungefähr 4.500 m im Himalaya, das tiefste bei -86 m im Death-Valley in Nordamerika. [8]

Wanderungen

In Europa ist der Haussperling fast ausschließlich Standvogel, in geringem Ausmaß auch Kurzstreckenzieher. Nicht dauernd von Menschen bewohnte Siedlungen im Alpenraum werden im Spätherbst oder Winter auch vom Haussperling geräumt. Die asiatische Unterart P. d. bactrianus wiederum ist ein Zugvogel und überwintert bei Zugdistanzen bis zu 2000 Kilometern in Pakistan und Indien. Die hauptsächlich im Himalaya beheimatete Form P. d. parkini ist Teilzieher.[10][11]

Nach der ersten Brutansiedlung sind die Haussperlinge der Nominatform sehr ortstreu, der Aktionsradius während der Brutzeit kann bei Stadtpopulationen lediglich 50 Meter betragen. Jungvögel streuen ungerichtet und schließen sich zunächst im Spätsommer anwachsenden Schwärmen an. Auch ein Teil der Altvögel schließt sich diesen Herbstschwärmen an, die in die Umgebung der Brutplätze ausstrahlen, um das dortige Nahrungsangebot zu nutzen. Die Altvögel kehren nach Auflösung der Schwärme meist bereits im Frühherbst wieder an ihren ursprünglichen Brutplatz zurück. [10] [12]

Nahrung

Der Haussperling ernährt sich hauptsächlich von Sämereien und dabei vor allem von den Samen kultivierter Getreidearten, die in ländlichen Gebieten 75 Prozent der Gesamtnahrung ausmachen können. Bevorzugt werden Weizen vor Hafer und Gerste. Regional und saisonal kann der Anteil der Samen von Wildgräsern und -kräutern den Getreideanteil erreichen oder übertreffen. Von Frühjahr bis Sommer spielt auch animalische Nahrung eine wichtige Rolle und kann bis zu 30 Prozent der Gesamtnahrung ausmachen. Dabei handelt es sich um Insekten einschließlich deren Entwicklungsstadien sowie andere Wirbellose. Vor allem in der Stadt zeigen Spatzen ein opportunistisches Verhalten und werden zu Allesfressern. Besonders an Imbissständen und in Freiluftlokalen stellen sie das unter Beweis. [13]

Die Jungen füttert der Haussperling in den ersten Tagen fast ausschließlich mit Raupen und anderen zerkleinerten Insekten. Wenn zu wenig tierische Nahrung zur Verfügung steht und beispielsweise ausschließlich Brot an die Nestlinge verfüttert wird, kann dies Verdauungsstörungen verursachen, die zum Tod der Nestlinge führen können. Mit zunehmendem Alter der Jungen verfüttern die Eltern dann mehr und mehr auch Sämereien, wobei der vegetarische Anteil auf ein Drittel steigt.[13][14]

Verhalten

Der Haussperling zeigt das ganze Jahr über ein geselliges und soziales Verhalten. Viele Verhaltensweisen des Haussperlings sind auf das Leben in der Gruppe ausgerichtet, und der Tagesablauf ist stark synchronisiert.

Aktivität

Haussperlinge werden während der bürgerlichen Dämmerung aktiv. Der Gesang beginnt im Mittel etwa 18 Minuten vor Sonnenaufgang, wobei durch Bewölkung verursachte Helligkeitsunterschiede weitgehend ohne Einfluss bleiben. Das Ende der Aktivität liegt auch im Winter noch vor Sonnenuntergang.

In mittleren Breiten werden gelegentlich nächtliche Aktivitäten beobachtet, zum Beispiel beim Insektenfang im Flutlicht von Industrieanlagen. Auch auf dem Empire State Building kann man mehr als 300 Meter über dem Erdboden nachts jagende Spatzen entdecken. [3]

Nahrungserwerb

Die Nahrungsaufnahme erfolgt fast immer gesellig, auch während der Aufzucht der Jungen. Hierzu finden sich oft Schwärme, kleinere Trupps oder zumindest lose Verbände zusammen. In Getreidefeldern ist bei Trupps von etwa 20 Vögeln die Nahrungsaufnahme am effizientesten, da die zur Sicherung verwendete Zeit in größeren Gemeinschaften kürzer wird, jedoch der Zeitaufwand für Auseinandersetzungen mit Artgenossen bei noch größeren Verbänden diesen Zeitgewinn mehr als aufwiegt. Wenn ein einzelner Haussperling eine Nahrungsquelle entdeckt, lockt er die anderen durch Rufe und wartet, bis er zu fressen beginnt. Dabei sind 75 Prozent dieser „Pioniere“ Männchen. Manchmal werden Nahrungsbrocken bei Zerkleinerung mit Hilfe des Schnabels mit dem Fuß festgehalten, ähnlich dem Verhalten der Meisen. Größere Nahrungsstücke werden häufig auch transportiert und an anderer Stelle zerkleinert, auch im Nest.

Vor allem bei in der Stadt lebenden Spatzen kann häufig das Absuchen von Kühlergrills parkender Autos nach toten Insekten beobachtet werden. Der Haussperling versucht sich gelegentlich auch als Luftjäger. Dabei startet er von einer Sitzwarte aus einen kurzen Jagdflug nach vorbeifliegenden Insekten. Dies wirkt zwar mühsam und nicht so elegant wie beispielsweise beim Grauschnäpper, führt aber dennoch nicht selten zum Erfolg. [3]

Fortbewegung

Am Boden bewegt sich der Haussperling fast immer beidbeinig hüpfend fort. Lediglich bei Annäherung an sehr nahe Objekte oder beim seitlichen Nachrücken auf Zweigen sind einzelne Schritte zu beobachten. Der Spatz hockt bei der Nahrungssuche oft flach auf den Läufen, so dass die Federn den Boden berühren. An senkrechten Hauswänden oder Stämmen klettert der Haussperling „rutschend“ und stützt sich auch auf den gespreizten Schwanz, hin und wieder sogar auf die halb geöffneten Flügel. In Zweigen bewegt er sich recht gewandt und kann dabei kopfüber um einen dünnen Zweig schwingen, ohne die Füße zu lösen.[3]

Komfortverhalten

Haussperlinge baden das ganze Jahr über, dabei ist Sonnenschein stark stimulierend. Vor dem etwa drei Minuten dauernden Bad wird oft getrunken. Staubbäder folgen häufig dem Bad oder wechseln damit ab. Die Bewegungen beim Staubbaden entsprechen denen beim Wasserbad. Meist erfolgt dieses Baden gemeinschaftlich nacheinander mit anschließender gemeinsamer Gefiederpflege. Gelegentlich wird die für das Staubbad genutzte Mulde auch mit einem Futterplätzen entsprechenden Drohverhalten gegen Artgenossen verteidigt.[3]

Territorial- und Aggressionsverhalten

Der Haussperling verteidigt kein flächiges Brut- oder Nahrungsrevier, sondern nur die nächste Umgebung des Nests oder des Schlafplatzes. Zur Zeit der Fortpflanzung sind Weibchen in der Nähe des Nests gegenüber Männchen dominant, obwohl sie kleiner sind.

Auseinandersetzungen mit Artgenossen werden hauptsächlich beim Nahrungserwerb, an Bade- und Schlafplätzen und am Nest beobachtet. Dabei werden fast 90 Prozent der Konflikte zwischen Männchen ausgetragen. Aggressionen äußern sich oft durch frontales Drohen, wobei der Kopf tief vorgebeugt, der Schwanz gefächert und angehoben, die Rückenfedern gesträubt und die Flügel abgewinkelt werden. Bei höherer Intensität gibt es auch Kämpfe mit Vorwärtsbewegungen bei geöffnetem Schnabel und gegenseitigem Hacken, manchmal auch in der Luft. Aggressionen gegen andere Arten gibt es hauptsächlich bei Konkurrenz um Nistplätze, bei ausreichendem Angebot sind diese aber selten. Gelegentlich verhindern Haussperlinge die Ansiedlung anderer Höhlenbrüter in Nistkästen oder verdrängen sie daraus. Der Feldsperling, dessen Lebensraum sich teilweise mit dem des Haussperlings überschneidet, wird dabei vom Haussperling allein schon durch dessen früheren Brutbeginn verdrängt.[5]

Feindverhalten

Weibchen sind wachsamer und scheuer als Männchen. Die Fluchtdistanz bei Annäherung von Menschen ist vor allem in Städten niedriger, steigt jedoch bei zunehmender Truppgröße. Bei Bodenfeindalarm eilen Artgenossen herbei und folgen dem Feind hassend und warnend in Bäumen und Gebüsch. Auch Stare, vielerorts die einzigen überlegenen Nistplatzkonkurrenten, werden bei Inspektion potentieller Brutplätze schnarrend angehasst und manchmal vertrieben, in der Regel behalten im Konfliktfall aber die Stare die Oberhand.[5]

Fortpflanzung

Die Geschlechtsreife tritt bei Haussperlingen am Ende des ersten Lebensjahres ein. Spatzen führen in der Regel eine lebenslange Dauerehe. Wenn ein Partner stirbt, finden Neuverpaarungen jedoch schnell statt. Vereinzelt kommt auch Bigynie (Polygynie) vor.[12]

In Mitteleuropa beginnt die hauptsächliche Brutzeit Ende April und reicht bis August. Die auf der Südhalbkugel beheimateten Haussperlinge haben ihre Brutperiode an die dortigen Jahreszeiten angepasst. In diesem Zeitraum werden zwei bis drei, selten sogar vier Bruten aufgezogen. Bei den Erst- und Zweitbruten werden aus gut einem Drittel der gelegten Eier flügge Jungvögel, bei den späteren Bruten ist es nur noch ein Fünftel. Darüber hinaus ist die Mortalität der Jungvögel nach dem Ausfliegen in den ersten Wochen gravierend. Nach einem Jahr leben in ländlichen Gebieten nur noch 20 Prozent, in Stadthabitaten immerhin bis zu 40 Prozent der Jungvögel. Für die hohe Sterblichkeit dürften vor allem Schwierigkeiten bei der selbstständigen Nahrungsbeschaffung und hohe Predation maßgeblich sein.[11][12][15]

Neststandort und Nest

Der Haussperling ist Nischen-, Höhlen- und Freibrüter mit starker Neigung zum gemeinschaftlichen Brüten. Er nistet manchmal auch allein, oft aber in lockeren Verbänden oder Kolonien, wobei die Nester dabei meist einen Mindestabstand von 50 Zentimetern aufweisen. Die vielfältige Nutzung aller geeigneten Strukturen als Neststandort sind Ausdruck der besonderen Anpassungsfähigkeit des Haussperlings. Als typische Nistplätze dienen geschützte Hohlräume an oder in der Nähe von Gebäuden, sei es unter losen Dachpfannen oder in Mauerlöchern oder Nischen unter dem Vordach. Aber auch Nistkästen, Schwalbennester oder Spechthöhlen werden ausgewählt. Gelegentlich kann man Sperlinge auch als Untermieter in Storchennestern finden, wobei diese dabei davon profitieren, dass sich ihre Luftfeinde nicht in die Nähe solcher Nester wagen. Besteht Nistplatzmangel, können auch Freinester in Bäumen oder Büschen angelegt werden, die mit einem Dach aus Halmen versehen werden. Die Nesthöhe bei Freibrütern liegt zwischen 3 und 8 Metern und damit im Mittel höher und für Predatoren unzugänglicher als beim Feldsperling. Freinester werden als die ursprüngliche Nistweise des Haussperlings angesehen.

Unabhängig vom Ort der Nestanlage handelt es sich im Prinzip immer um ein Kugelnest mit seitlichem Eingang. Das Nest wird nicht besonders sorgfältig gebaut, das außen nicht bearbeitete Nistmaterial hängt meist lose herab. Spatzen verbauen fast alles, beispielsweise Stroh, Gras, Wolle, Papier oder Lumpen. Das Material wird dabei weniger durch Auswahl als durch seine Verfügbarkeit im Umkreis von 20 bis 50 Metern bestimmt. Die Nestmulde wird zur Auspolsterung mit feinen Halmen und Federn ausgekleidet. Freistehende Nester erreichen Fußballgröße, Nester in Nischen und Höhlen werden den Gegebenheiten angepasst und variieren beträchtlich in der Größe. Das Nest wird meist vom Männchen während der Balz begonnen, in Mitteleuropa frühestens ab Mitte März. Der Neuanlage von Nestern geht besonders bei Erstbrütern eine Phase ziellosen Umhertragens von Nistmaterial voraus. Beide Partner vollenden das Nest gemeinsam, am intensivsten in der Woche vor Legebeginn. Der Nestbau kann sich über Wochen hinziehen, nach Nestverlust kann aber in zwei bis drei Tagen Ersatz geschaffen werden.[12]

Balz und Paarung

Die Balz beginnt mit der Besetzung des Brutplatzes durch die Männchen, in Mitteleuropa teilweise schon ab Mitte Februar und vor allem im März. Bei der Partnerwahl spielt für das Weibchen sowohl ein möglichst geschützter Nistplatz als auch der beim Singen anschwellende Brustlatz des Männchens eine Rolle. Das unverpaarte Männchen wirbt mit aufgeplustertem Gefieder im engeren Nestbereich mit hohen „tschili“, „szilib“ oder ähnlichen Rufen. Bekundet ein Weibchen Interesse, zeigt ihm das Männchen den Nistplatz, indem es mit trockenen Halmen im Schnabel einschlüpft. Das Weibchen folgt dem Männchen durch kurzes Einschlüpfen und prüft den Nistplatz. Erst von diesem Moment an beginnt das Männchen den eigentlichen Gesang, das strukturarm und monoton wirkende Tschilpen, oft stundenlang vorzutragen.

Auffällig bei Haussperlingen ist auch die Gruppenbalz. Diese beginnt durch rasante und lärmende Verfolgung eines Weibchens durch zwei bis acht Männchen. Meist in dichter Vegetation wird das Weibchen von den balzenden Männchen umringt und diese versuchen abwechselnd, das sich wehrende Weibchen in der Kloakenregion zu picken und zu kopulieren. Alle tschilpen erregt und lassen in diesem Moment jede Vorsicht vermissen. In der Regel kommt es nicht zur Kopulation. Das mit dem Weibchen verpaarte Männchen ist auch beteiligt und bleibt bis zum Schluss in der Nähe des Weibchens. Die Bedeutung der Gruppenbalz ist noch offen.

Kopulationen im frühen Stadium der Fortpflanzungsperiode werden meist erfolglos vom Männchen gesucht. Dabei hüpft es mit gesträubtem Gefieder, hängenden Flügeln und aufgestelztem Schwanz hin und her. In der späteren fruchtbaren Phase ist es das Weibchen, das zur Paarung auffordert. Es duckt sich dabei waagrecht mit leicht erhobenem Schwanz und vibrierenden Flügeln. Weibchen können dabei manchmal 15 bis 20 Mal in der Stunde zur Kopulation auffordern. Bei koloniebrütenden Paaren sind wiederum die Männchen an häufigerer Kopulation zur Sicherung der eigenen Vaterschaft interessiert. Dieses Verhalten und auch das Bewachen des Weibchens durch das Männchen ist aber nur bedingt wirksam, in 8 bis 19 Prozent der Fälle wurden Fremdkopulationen nachgewiesen.[5]

Gelege und Brut

Das Gelege besteht aus vier bis sechs Eiern mit einer durchschnittlichen Größe von 15 x 22 Millimetern und einem Gewicht von etwa 3 Gramm. In Gestalt, Größe und Farbe sind die Eier sehr unterschiedlich, bei einem individuellen Weibchen aber recht konstant. Sie sind weiß bis schwach grünlich oder gräulich und mit grauen oder braunen Flecken versehen, wobei die Fleckung die Grundfarbe manchmal völlig verdeckt. Die letzten Eier eines Geleges sind nach Breite und Gewicht größer als die ersten, wobei dieser Unterschied bei späteren Bruten noch ausgeprägter ist. Daher sind die zuletzt geschlüpften Jungen im Vorteil.

Das regelmäßige Brüten beginnt normalerweise nach Ablage des vorletzten Eies und dauert ab diesem Zeitpunkt gerechnet in der Regel zwischen 10 und 15 Tagen. Die Brutdauer wird durch die Außentemperatur beeinflusst und ist deshalb bei der dritten Brut meist kürzer. Bei witterungsbedingten Brutunterbrechungen kann die Brutzeit auch bis zu 22 Tagen andauern. Beide Partner brüten abwechselnd, wobei das Weibchen meist die Nacht auf dem Gelege verbringt. Während das Weibchen auf Nahrungssuche ist, hält das Männchen die Eier vermutlich nur warm, denn es hat keinen Brutfleck.[12][5][11]

Entwicklung der Jungen

Die geschlüpften Jungen werden durch beide Eltern gehudert und zu Beginn vor allem mit zerkleinerten Insekten, später zunehmend auch mit Sämereien gefüttert. In den ersten Tagen wird der Kot durch die Eltern verschluckt, später bis zu 20 Meter weit hinausgetragen.[5] Die Dauer der Nestlingszeit schwankt sehr stark, die Beobachtungen reichen von 11 bis 23 Tagen, die Regel sind 14 bis 16 Tage. Ungefähr nach dem vierten Tag sind die Augen der Jungen geöffnet, am 8. bis 9. Tag werden die Nestlinge durch zunehmendes Aufplatzen der Federkiele farbig.[16][1]

Gehen beide Eltern verloren, so finden sich durch die intensiven Bettelrufe der Jungen animiert meistens stellvertretende Bruthelfer aus der Nachbarschaft, die die Jungen füttern, bis sie selbstständig sind.[2][5] Alle Jungen verlassen das Nest innerhalb weniger Stunden und sind in der Regel schon gut flugfähig. Sie fressen bereits nach ein bis zwei Tagen ein wenig selbst und sind in der Regel nach 7 bis 10, spätestens nach 14 Tagen selbstständig.[12]

Lebenserwartung und Feinde

Die durchschnittliche Lebenserwartung geschlechtsreifer Haussperlinge beträgt 1,5 bis 2,3 Jahre, bezieht man auch die Jungvögel mit ein, beträgt sie lediglich 9 Monate. In der Stadt ist die Lebenserwartung höher als in ländlichen Gebieten, in den Niederlanden wurde bei einer Untersuchung festgestellt, dass im Bereich von Vororten 18 Prozent der Spatzen 5 und mehr Jahre alt wurden, in ländlichen Gebieten hingegen nur 4 Prozent. In Freiheit wurden durch Beringung verschiedentlich um die 14 Jahre alte Haussperlinge nachgewiesen. In Gefangenschaft ist ein höheres Alter möglich, das bisher beobachtete maximale Alter beträgt angeblich 23 Jahre.[15]

Gefahr droht den in Freiheit lebenden Spatzen vor allem durch Predation und besonders in großen Städten auch durch den Straßenverkehr. Die größten Verluste mit 45 bis 56 Prozent der Gesamtmortalität erleiden die Altvögel während der Brutzeit. Zu den Bodenfeinden zählen Steinmarder und vor allem Katzen. Die den Spatzen jagenden Luftfeinde sind vor allem Sperber, Schleiereulen und Turmfalken. Dabei sind ausgefärbte Männchen mit ausgeprägtem Kehlfleck häufiger das Opfer von Greifvögeln. Haussperlinge sind vielerorts die Hauptbeute des Sperbers mit einem Anteil von bis über 50 Prozent. Aber auch für den Turmfalken stellen sie beispielsweise in Berlin die häufigste Vogelbeute dar.[15][17]

Quelle, Fußnoten und mehr >> http://de.wikipedia.org/wiki/Haussperling 

Es gibt inzwischen rund 7 Mrd. Menschen, aber weltweit nur noch 500 Mio. Sperlinge.

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