BeitragGlaube und Zweifel Antworten mit Zitat 

Hallo Milo,

der Glaube, soweit er von Eltern zu den Kindern tradiert, ist zunächst eine Entdeckungsreise. Aber sobald der denkende Mensch das Vorgesetzte reflektiert, können die Zweifel nicht ausbleiben.

Die Angst vor dem Zweifel

In meiner Kindheit fürchtete ich, dass Gott meine Zweifel für Ungehorsamkeit halten könnte.

Die Ursache für diese Gottesfurcht war, dass ich den Zweifel für einen Ausdruck meiner Sündhaftigkeit hielt, für das Werk des Bösen, was mir als "Anfechtung" galt.

Allmählich reflektierte ich, dass auch viele biblische Figuren zweifelten, so auch Jesus vor der Passion, als er Gott bat, ob die Kreuzigung nicht erspart bleiben könne.

Mit dem Zweifel leben

Die biblischen Schriften berichten von den Guten, dass sie schlussendlich immer taten, was sie sich geboten sahen, also gehorchten.

Hätten sie also den Zweifel überwunden? Ja, so könnte man sagen, aber einen Zaun zu überwinden heißt nicht, dass der Zaun weg wäre.

Die Zweifel sehen und bekennen

Für die Bibel und den Koran gilt, was vermutlich auch für alle anderen Religionen gilt: Es finden sich viele Widersprüche. Zumindest in den Wertvorstellungen.

Sich die daraus ergebenden Zweifel einzugestehen, hieß für mich Aufrichtigkeit, denn die Jesus-Empfehlung "zu glauben wie die Kinder" bedeutet ja gerade auch die Unbefangenheit, den Zweifel zu bekennen.

Zweifel abzuwehren, zu ignorieren, zu leugnen, führt zur Heuchelei und Selbstgerechtigkeit, deren Folge nicht selten Intoleranz, Gnadenlosigkeit, Extremismus ist - und sich damit entfernt von einem gottesgehorsamen Glauben der Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Leidensfähigkeit.

Das Beste aus dem Zweifel machen

"Im Zweifel für den Angeklagten" - dieses Rechtsprinzip kennt jeder und es ist unverzichtbarer Teil jeden vernünftigen Strafrechts.

Bezogen auf Glaubensfragen dürfte es das Vernünftigste sein, wenn es heißt: "Aus dem Zweifel das Beste machen", also das, was am wenigsten Unheil stiftet. - Den Zweifel begreifen als Chance zum Frieden auch zwischen den Religionen und Kulturen.

liebe Grüße von Sven
15.02.2006        >> DISKUSSION
  

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