Pressemitteilung
vom 24. April 2003, pm 27
EU gefährdet gentechnikfreie Landwirtschaft
BUND fordert Schutz von Bauern und Verbrauchern
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und seine
Partnerverbände von Friends of the Earth Europe haben die Europäische
Kommission scharf kritisiert, weil sie mit Gentechnik-Lobbyisten Runde
Tische organisiert, anstatt Bauern und Verbraucher zu schützen.
Heike Moldenhauer, Gentechnik-Expertin des BUND: "Der kommerzielle
Anbau von
gentechnisch veränderten Pflanzen rückt immer näher, während die
EU-Gesetzgebung gravierende Lücken aufweist. Es gibt keinen Schutz für
Bauern, die ohne Gentechnik produzieren. Davon hängt ab, ob Verbraucher
sich
in Zukunft gentechnikfrei ernähren können. Solange diese Fragen nicht
geklärt sind, muss sich die Bundesregierung gemeinsam mit Staaten wie
Frankreich, Italien und Österreich dafür einsetzen, dass das EU-weite
Moratorium für die Zulassung gentechnisch veränderter Organismen
erhalten
bleibt."
Am Runden Tisch der Europäischen Kommission fehlen Verbraucher, Bauern
und
die Umwelt. Moldenhauer: "Anstatt einseitig besetzte
Diskussionsrunden zu
veranstalten, sollte die Kommission ein Gesetz vorlegen, das die
gentechnikfreie Landwirtschaft vor Kontamination schützt und die
Wahlfreiheit der Verbraucher garantiert. Darin muss geklärt werden:
Welche
Pflichten hat die Gentechnik-Industrie? Welche Rechte haben gentechnikfrei
produzierende Landwirte? Wer haftet im Schadensfall?"
Die Anfang März von EU-Agrarkommissar Fischler eingebrachten Vorschläge
weisen aus Sicht des BUND gravierende Mängel auf: Es fehlt eine EU-weite
Regelung zum Schutz der gentechnikfreien Landwirtschaft. Das
Verursacherprinzip wird auf den Kopf gestellt, da Landwirte, die
gentechnikfreie Nahrungsmittel herstellen, sich selbst vor Kontamination
schützen müssen. Moldenhauer: "Genauso gut könnte man den Fischern
an der
Atlantikküste sagen: Sorgt selbst dafür, dass kein Öl aus den Tankern
schwappt. Wer Saat- und Erntegut, Futter- und Lebensmittel gentechnisch
kontaminiert, muss dafür haften."
Der BUND fordert Agrarministerin Künast auf, verbindlich für den Schutz
der
gentechnikfreien Landwirtschaft einzutreten. Wenn sich Brüssel nicht
bewegt,
sollte Künast einen nationalen Plan ausarbeiten lassen, wie die
gentechnische Kontamination konventioneller und ökologischer Produkte
verhindert werden kann. Dafür braucht sie die Rückendeckung von
Bundeskanzler Schröder und der SPD, die bisher die Interessen der
Gentechnik-Industrie über die der Verbraucher und Bauern gestellt haben.
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