Bauberatung Privatbereich

Wir haben oft nicht die Zeit oder Lust, uns auch um Bauvorhaben unserer Mandanten in deren Privatbereich zu kümmern. Andererseits macht aber unser Geldverdienen für Mandanten in deren Geschäftsbereichen wenig Sinn, wenn Gelder im privaten Bereichen verplempert werden. Also auch deshalb sind wir prinzipiell froh, wenn wir um Rat gefragt werden und zumindest grob Zusammenhänge & Vorgehensweisen erläutern. - Weil es dennoch Nebenwerk bleibt, veröffentlichen wir hier nach & nach einfach einige Tipps aus anonymisierter Korrespondenz. - Etwaige Fehler bitten wir damit zu entschuldigen, dass solche Texte zu schnell entstehen.


Lieber XXX,
 
das Angebot schaut gefühlt ganz gut, aber ich bin es selbstverständlich meinem Berater-Existenzrecht schuldig, dass ich dir andere Vorgehensweise empfehle, auch wenn schon alles optimal wäre, sonst braucht man mich ja nicht mehr :-). 
 
Die Wirtschaftlichkeit deines Vorhabens lässt sich nicht so gut prüfen ohne Aufmaße usw., also Skizzen & Fotos wären nicht schlecht. 

Und sind in den Preisen die Materialkosten enthalten? Denn eigentlich müsstest du vieles selbst aussuchen & kaufen, denn wenn du es als Pauschalauftrag ohne genaue Materialangaben machst, würde am Material gespart.

Und inkl. Entsorgungskosten?

In Folge von (besser) bauherrenseitiger Materialbeschaffung müssten die Handwerker dann nur noch die Arbeitszeit multipliziert Stundentarif auf die einzelnen Arbeitsschritte inkl. USt. schätzen & kostenvoranschlagen. Das ist für Kleinfirmen auch viel leichter, denn die eigene Arbeitslöhne zu kalkulieren, ist weit weniger riskant als Fremdkosten zu kalkulieren, die durch Einkäufe entstehen.
Und keinen Unfug erzählen lassen >> Denn die Qualität in Baumärkten ist für deine Anwendungen allemal gut und preiswerter als im Großhandel, zumal dir ohnehin niemand die Handwerkerrabatte durchreichen wird. Das wird auch mir zugemutet, wenn in Notsituationen mit neuen Firmen gearbeitet werden muss.
 
Wenn du als Laie trotzdem professionell im Ansatz sein magst, dann mache solche Bausachen auf folgende Weise: 
 
1. möglichst präzise Tabellenkalkulation in Reihenfolge der anfallenden Arbeiten, als 1. Spalte Beschreibung, 2. Spalte Aufmaßzahlen, 3. Spalte handwerkerseitiges Material, 4. Spalte bauseitig gestelltem Material, 5. Spalte NettoSumme, 6. Spalte BruttoSumme, 7. Spalte Bemerkungen
 
2. möglichst KLEINE Teilaufträge entsprechend der Arbeitsschritte vergeben, um deine Baufortschrittszufriedenheit zu gewährleisten. 
- Dazu die Teilaufträge in Internet-Portalen wie myHammer oder mein-Handwerke.de ausschreiben. Das kostet wenig, aber ist genau das, womit sich heute Kleinfirmen ganz schnell erreichen lassen. Die Hälfe davon wird unseriös sein, weil nach Besichtigung "alles viel umfangreicher, teurer" usw., aber dann muss eben die Antwort lauten: "SORRY, so feinteilig listen wir keine Selbstverständlichkeiten." 

3. Ohne Erfahrung, dann braucht es genau solche Ausschreibung, damit Handwerker sich überhaupt im Wettbewerb wiederfinden und nicht bloß mehr oder minder die fehlende Bauherren-Erfahrung ausnutzen. Preise verhandeln kann eben nur, wer entwder die Preisspannen schon kennt oder wem das Bauvorhaben nur einen bestimmten Preis wert ist, es aber im Falle höherer Preise aufgibt, denn ein RollsRoyce darf gern 200.ooo € wert sein und mit 190.ooo € "billig", bliebe mir dennoch zu teuer. 

Oder ich rufe kurz alle in der Nähe befindlichen Firmen durch und frage bspw.: "Was kosten 18 Quadratmeter Verfliesen & Verfugen inkl. vollflächigem Unterputz mit Mörtel und allem Material mit Ausnahme von bauseitig beschafften Fliesen?"
Dann komme ich oft auf unter 22 € pro Quadratmeter Handwerkerkosten.
Mit weniger Erfahrung besser kein Telefonat, sondern per Fax oder EMail anfragen, denn Handwerker merken am Telefon sofort, ob jemand Ahnung hat oder bloß zu viel Geld.
Darum ist es heute noch besser, über solche Internetportale zu gehen. - Baukosten schrumpfen auf fast die Hälfte, die Leistung ist besser. Idioten lassen sich aussortieren, wenn sie keine Referenzen (z.B. Altrechnungen mit ähnlichem Auftragsprofil) nachweisen können, die sich rasch nachprüfen lassen. Und je kleiner die Auftragsschritte, desto besser die Leistung, weil öfter die Pferde gewechselt werden könnten. 

4. Genaue Festpreis-Abrede ist wichtig, denn sonst können Handwerker bis zu zehn und 15 Prozent aufschlagen. Die "feste Festpreis-Abrede" hat bei mir oft folgenden Wortlaut: "Der Auftragnehmer hat sich mit seiner fachlichen Erfahrung in allen Details mit dem Bauvorhaben vertraut gemacht und gewährleistet, dass der Bauerfolg ohne Nachträge zum Brutto-Vereinbarungspreis herbei geführt wird."

5. Du könntest/müsstest alle Bauabschnitte gleichzeitig inserieren, so dass du nicht mit einer Firma die Arbeiten fortsetzen musst, mit der du unzufrieden bist.

6 Keinerlei "Vorauszahlung", auch nicht für Material, denn dein Bauvorhaben ist derart übersichtlich, dass du es aus Baumärkten kurz ranschaffen kannst. Es sei denn, dass du den Leuten vollständig vertrauen dürftest. Hingegen können "Abschlagszahlungen" unbedenklich sein, wenn sie sich nicht so hoch sind, dass sich dann für den Auftragnehmer die Motivation zur Fertigstellung erledigt. 

7. "Baustelleneinrichtung"? Das gibt es zwar auf unseren größeren Baustellen, aber darf mir nur sein, wenn ansonsten die weiteren Kosten übervorteilend günstig erscheinen. Was soll Baustelleneinrichtung bei dir sein? Wie viele Stunden?

8. "Cash" darf oberhalb von 50-EURO-Erledigungen für uns beide überhaupt keine Option sein, denn die 19%-USt. liegen allemal tief unter unseren EkSt-%-Sätzen. Außerdem zeigen solche Bitten, wie unseriös kalkuliert und wieder auf unzureichendes Kunden-Hirn spekuliert wird, denn wenn jemand bloß die USt. raushaben will, dann müsste er statt 19 oder 20 Prozent mindestens 35 Prozent in Preisnachlass-Ansatz bringen, denn so hoch wäre seine Steuerersparnis (USt + EkSt + sonst.) allemal mindestens. Ich lasse mich auf sowat auch als Privatmann nicht ein und ärgere mich zu oft über Mandanten, die es immer wieder tun & immer wieder auf die Nase fallen, weil sich Schlechtarbeit bei Schwarzarbeit so schlecht juristisch ahnden lässt. Auch solches Gewährleistungsdefizit müsste immer mindestens weitere 10 Prozent Preisnachlass bedeuten.
Also bitte EINMAL DURCHDACHT & NIE GEMACHT. Denn es wäre auch "asozial", denn unser Staat soll zu uns korrekt sein - weshalb dann nicht auch umgekehrt.
Aber wie gesagt, ich berate seit fast 30 Jahren Private und rede da wie gegen Wände, sobald jemand glaubt, 10 Euro sparen zu können :-)

9. Weil du ohnehin viel anwesend sein solltest, kannst du auch verabreden, dass du quasi "Bauhelfer" sein möchtest und im Falle ihrer Zufriedenheit mit dir mit 9 pro Stunde berechnet werden willst, so dass sich der Kostenvoranschlag um die entsprechende Summe einkürzt. - Für seriöse Kleinunternehmer würde sich dein Eigentarif unbedingt lohnen. Mit solch Angeboten lässt sich tief in Menschen blicken. - Möglicherweise wird dir entgegnet, du seist nicht versichert, aber alles Quatsch, denn du bist ja nicht deren Angestellter, sondern bist krankenversichert, wie du auch krankenversichert bist, wenn du eine Doro-Madonna an die Praxis-Wand hängen möchtest & sie fiele dir auf die Füß'.

10. Treten irgendwelche Störungen auf, bitte keine Mal, sondern sofort Anruf.

Liebe Grüße & küsse bitte Frau & Kind von uns.

20150909 - msr

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