Antisemitismus und Antiislamismus

"Ersetzt" ist der Antisemitismus durch den Antiislamismus sicherlich nicht, aber so genau, wie der Anitsemitismus-Forscher Wolfgang Benz eigentlich ist, kommt es in Interviews nicht rüber, vor allem dann nicht, wenn auf neuere Tendenzen besonders aufmerksam gemacht werden soll. 

Zutreffender wäre es davon zu sprechen, dass es sehr ähnliche Stereotype sind, die eine Minderheit politisch verleumden, um sie zu entrechten. 

Methodenbeispiele, die bei den schlimmsten Antihumanisten auch sämtlich zur Anwendung kommen können >> 
- Minderheiten der "Verschwörung" zu bezichtigen, verstärkt das Misstrauen gegen sie, so dass Gerüchten mehr Aufmerksamkeit gezollt wird als dem Erlebbaren - und bestreitet die Individualität, 
- Minderheiten mit religiösen Motiven gleichzusetzen, bestreitet ebenfalls den Minderheitszugehörigen die individuelle Autonomie, 
- Minderheiten rassistisch auszudeuten, so dass sie als Marionetten ihrer Gene und wiederum ohne Individualität erscheinen. 

Das Schlüsselmoment aller hordistischen Anfeindung ist somit die Negation der Individualität, denn allein das ermöglicht pauschale Anfeindung. 

Tja, und wat es dann leider auch gibt, quasi reflexhaft, dass die weniger Besonnenen unter den Angefeindete mit den selben Stereotypen gegen die Mehrheiten oder andere Minderheiten streiten.
Wer angefeindet wird, wird eben davon nicht automatisch weiser, eher blöder:-) gemeinsam blöder mit allen Feinden. 
Obwohl sie doch alle ihre "guten Vorbilder" habe, aber vorzugsweise vor Jahrhunderten zu Staub geworden, damit sie einem nicht mehr konkret dreinreden können. 

Oder wer da alles Mandela feierte - und ihm aber auch so gar nüscht nachmacht. 

Das ist wirklich schade um Mandela. Und natürlich war niemand perfekt, aber wir könnten jeden Tag unsere Ansprache in bessere Richtung ändern, auch wenn einen dann Gefolgschaften verlasen. Man darf dann nur nicht beleidigt sein und verstummen:-), sondern müsste es eigentlich genießen, wenn man sich solch Luxus leisten kann, denn viele müssen wirklich genau das schreiben, wofür sie bezahlt werden.  Auch die Wissenschaft (Friedensforschung) ist deshalb braver als es noch wissenschaftlich und vernünftig sein kann. 

"Die Rücksichtnahmen" - so oft für sie plädiert werden muss, ist häufig in Wahrheit keine, sondern bloß Opportunismus. 

Markus S. Rabanus 2015-05-23

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2018-07-13

Zerrin K. beschwert sich, dass Antisemitismus-Forscher Wolfgang Benz erst jetzt solchen Vergleich ziehe.

@Zerrin K., bitte keinen falschen Eindruck erwecken, denn Wolfgang Benz schrieb das schon immer, auch Ignatz Bubis tat es. Seit Jahrzehnten. Und dafür wurden die beiden und viele andere heftig angefeindet.
In solchen Dingen darf das "Wir" das größere "Wir" nicht ignorieren, denn die Aufgeklärteren zogen solche Vergleiche schon, als die ersten "Gastarbeiter" ins Land kamen und mit nationalistisch-rassistischen Vorurteilen konfrontiert wurden.
Wer Diskriminierung und Hass überwinden will, muss das gute "Wir" religionsübergreifend, multikulturell und herkunftsunabhängig erkennen und definieren. LG

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Zerrin K. antwortete: "wir, das sind die persönlich Betroffenen, jene, die diesen Vergleich schon damals zogen, was umgekehrt nicht bedeutet, dass Benz das nicht auch tat. Und bitte, natürlich gibt es ein Wir oder meinen Sie, dass Nichtmuslime genauso so betroffen sind?"

Meine Replik:
Ja, "genau so betroffen", denn z.B. mich "betreffend" mehrfach aktenkundig mit aufgeklärten und unaufgeklärten Fällen.
Unterschätzen Sie nicht den Rechtsextremismus, dessen Hass gegen Antifaschisten nicht weniger gefährlich ist als Hass und Niedertracht gegenüber Minderheiten.
Wer als Nichtmuslim solche Erfahrung nicht macht, hat sich für Muslime und "Ausländer" unauffälliger eingebracht. - Das kann es geben. Auch denen fehlt es dann häufig an Vorstellungskraft. Bis sie zu Zeugen werden. Dann entweder besserenfalls "fassungslos" und "empört" oder schlechterenfalls: "Selbst schuld".

Markus S. Rabanus  2018-07-13

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Zu den antiisraelischen Ausschreitungen in Berlin 2017-12

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