Rabanus Verlag Berlin                            Vergabeverfahren

  Antipreis-Umwelt
Antipreis-Technik
Antipreis-Physik
     
 

dotiert mit 5.000,oo DM

   
 

die Preisverleihung
findet am 11.11.99 in Berlin statt

 

Entwurf der Laudatio

 

Die sensationellste Erkenntnis in der Physik des ausgehenden Jahrhunderts ist die Spaltbarkeit des Atoms.
Wenn es also um die Frage geht, wessen Leistung unser Schmähurteil verdiene, ist die Antwort am ehesten im Bereich der Atomtechnologie zu suchen. Dennoch haben wir es uns mit der Preisverleihung nicht leicht gemacht:

Sollten die Erfinder der Kernspaltung derart negativ zu würdigen sein?  Nein, denn wir sind für die Freiheit der Wissenschaft. Wir achten den Erfinder, solange er nicht von vornherein antihumanistischer Motivation verdächtig ist.

Würden die Planer und Erbauer der Atomindustrie zu würdigen sein? Eher nicht, denn wie die Aktionäre und Betreiber ist diese Personengruppe zwar verantwortungslos in ihrem Handeln, aber die unmittelbaren, ökonomischen Vorteile setzen ab einer kritischen Masse spontane Handlungsweisen in Gang, was keine sonderliche Würdigung begründet. Hierbei geht es vielmehr um die bloße Deklaration von Wirkungszusammenhängen, die entweder politisch zu stoppen, zu fördern oder sich selbst zu überlassen sind.

Also kämen die Politiker als Preisträger in Betracht. Franz-Josef Strauß ist verstorben. Brandt (tot), Schmidt, Kohl und Schröder setzen sein politisches Werk der radioaktiven Vervollkommnung unserer Umwelt fort und werden darin von den Grünen unterstützt, die sich längst von ihrer Entstehung aus der Anti-AKW-Bewegung zu einer atomstaatstragenden Partei zu emanzipierten. Aber müssen wir Politiker auszeichnen, die schon bei demokratischen Wahlen des Volkes Dank mit Ämtern auf der höchsten Gesellschaftsebene empfangen durften? Sicherlich nicht.

Wir waren ratlos. Da traten wie Phönix aus atomarer Asche 570 deutsche Professoren mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit und bejubelten die wirtschaftliche Verwertung der Kernspaltung als die Ultima Ratio der Energiepolitik. Ihre Erkenntnis gipfelte in der These, daß Atomkraftrisiken seien mit denen der Windkraft vergleichbar.  

Diesen Triumph über jegliche Vernunft und Wahrheit gilt es mit der Verleihung nicht nur des Antipreises-Umwelt, sondern auch weiterer  Antipreise zu feiern. Deshalb gebührt, den Professoren auch der Antipreis-Technik und insbesondere der Antipreis-Physik, denn sie haben in historisch einzigartiger Weise ihre wissenschaftliche Inkompetenz unter Beweis gestellt.

Gegen unsere Entscheidung wurde eingewandt, dass die Professoren bereits von anderer Seite belohnt sein könnten. Das denken wir nicht. Wir glauben unverdrossen an den Altruismus unserer Hochschullehrer, denn die reine Wissenschaft erträgt nichts allein als das trockene Brot der unbeschränkten Geistesfreiheit. Vielmehr vermuten wir hinter der Erklärung die tiefere Einsicht von Teilen der Professorenschaft, die Gunst der Stunde zu nutzen und die Koalition der rot-grünen Unvernunft auseinander zu jagen, damit die Karten der Macht in unserem Deutschland neu gemischt werden. Nie waren SPD und Grüne so am Boden, kein anderes Thema hat für diese geschwächte Koalition mehr buchstäbliche Sprengkraft als die Atompolitik. Die leidenschaftlichen Spalter  waren getrieben von der Befürchtung, dass sich diese Regierung erholen und möglicherweise die nächsten 16 Jahre unsere Geschicke bestimmen könnte, denn das dürfte ungefähr der Halbwertzeit des geistigen Erbes von Helmut Kohl entsprechen.

Nein, wir wollen die Gelegenheit nicht nutzen zum politischen Rundumschlag, sondern die Preisverleihung am 11.11.99 in einer Feierstunde abhalten. Die Preisträger werden gebeten, persönlich zu erscheinen. Das ausgelobte Preisgeld in Höhe von fünftausend DM wird in geeigneter Stückelung und aus Gründen der Währungsstabilität münzweise ausgeteilt - und wie gewohnt in verschlossenen Briefumschlägen.

Die Verleihung zu einem früheren Zeitpunkt erschiene uns so kurz nach dem atomaren Feuer von Tokaimura geschmacklos. Der Politik und Wirtschaft soll eine Schonfrist eingeräumt sein, durch andere Skandale das Schicksal der mehr als 300.000 Japaner vergessen zu machen, die im unmittelbar und für die nächsten 24.360 Jahre kontaminierten Gebiet leben.

Die Auszeichnungen werden den 570 Professoren kollektiv verliehen, denn in ihrer Aktion kam kollektivistischer Gemeinsinn zum Ausdruck, der ebenso für die Angst stehen könnte, als einsame Schwindler dazustehen. Während es uns diesbezüglich jedoch an hinreichender Gewissheit mangelt, sind wir uns sicher, dass der professorale Beitrag ein zu würdigendes, wenngleich aussichtsloses Bemühen darstellt, die Verseuchung der Umwelt für alle kommenden Generationen zu legitimieren.

Warum das hohe Preisgeld? 

1. Die Professoren werden 5.000,- gemeinsame DM nicht für übertrieben hoch halten.

2. Der Preis für unsere Gesundheit und für das Überleben unserer Kinder wäre für diese wissenschaftliche Leistung noch viel höher.

Die Preisträger sind:

1. Alfred Voß,  Stuttgart, Professor für Energiewirtschaft
2. ... 
3. ...
...

Die Preisträger werden auf Antrag in dieser Liste erfaßt. Auch Telefonnummern sind erwünscht, damit sich die Bürger mit Fragen rund um die Atomwirtschaft informieren können.
     
 

Wenn die Öffentlichkeit Stellung zu dieser Preisverleihung nehmen möchte, werden die Beiträge an das Forum@Umweltpreis.de erbeten.

     
 

www.jaa.de   Rabanus Verlag Berlin   Impressum

 

02.10.99