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Internetregistrierer geht gegen Nazis im Netz vor  Montabaur/Karlsruhe (dpa)


- Mit Witz und Geschick geht der Internetregistrierer 1&1 Internet AG gegen Rechtsextremismus im Internet vor. Internet-Adressen, die Neonazis anziehen oder von ihnen missbraucht werden könnten, sind mit anderen Inhalten versehen worden. So wird unter www.nazis.de zur Diskussion mit Rechtsextremisten aufgerufen. "Hass ist Gift für den Verstand", heißt es dort. "Erst dann, wenn keine Asylbewerberheime mehr brennen. Erst dann, wenn kein Polizist mehr jüdische Kindergärten schützen muss. Erst dann hat sich unser Volk vom Faschismus befreit", steht auf einer schwarz, rot, goldenen Fahne. Querverweise führen zu weiteren Dialog- Seiten. Unter www.nsdap.de heißt es unter einem zwinkernden Gesicht: "Achtung, sie verlassen jetzt den Bereich des Internets. Hier ist kein Weiterklicken möglich!" Die Gesellschaft, bei der nach ihren eigenen Angaben 114 000 Internet-Adressen registriert sind, betont, dass sie in ihrem Karlsruher Internet-Rechenzentrum Neonazi-Angebote ablehnt. Eine Liste mit anstößigen Namen werde ständig erweitert. Außerdem arbeite die Gesellschaft mit den Behörden zusammen, falls ihr verfassungsfeindliche oder strafbare Inhalte vorliegen. Die Gesellschaft fordert Internet-Surfer auf, auffällige Adressen bei netwatch puretec.de melden. Solchen Angeboten werde gekündigt. dpa kb

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"Links" gegen Rechts: Internet-Branche setzt auf Selbstregulierung Von Andreas Hoenig, dpa  Hamburg (dpa) -

Im Kampf gegen den Rechtsextremismus macht die Internet-Branche mobil: Mit Bündnissen gegen rechte Propaganda im Netz wollen Internet-Unternehmen und private Initiativen den Vormarsch von Neonazis im Datennetz stoppen. Dabei setzen die Netz- Profis in erster Linie auf die Selbstregulierung im Internet. Online- Anbieter nehmen eindeutige Adressen entweder sofort vom Netz oder verbinden diese automatisch mit Aufklärungs-Homepages über die NS- Verbrechen.

Vor allem die Internet-Surfer selbst spielen bei der Jagd nach braunen Seiten eine wichtige Rolle. "Wir brauchen eine erhöhte Aufmerksamkeit der User", sagt der Sprecher der zentralen Registrierungsstelle für Internet-Adressen (Denic) in Frankfurt, Klaus Herzig. Internet-Unternehmen wie die 1&1 Internet AG aus Montabaur - ein Anbieter von Homepages - oder Institutionen wie "Jugendschutz net" haben Adressen eingerichtet, unter denen Surfer auffällige Seiten melden können. Wird auf der Homepage rechtsextremes Gedankengut verbreitet, kündigt die 1&1 Internet AG diesen Anbietern. Strafrechtlich relevante Inhalte sollen an die zuständigen Behörden weitergeleitet werden.

Wer im Internet Adressen wie "www.sieg-heil.de" oder "www.nazis.de" aufruft, wird bereits jetzt automatisch zu Seiten geleitet, die über demokratische Initiativen gegen Rechtsextremismus und Gewalt informieren. Diese "Links" gegen Rechts richten sich besonders an Jugendliche. Erst am Sonntag sicherte sich die Erodata GmbH, ein im Jugendschutzbereich tätiges Mainzer Internet- Unternehmen, die Seite "www.adolfhitler.de". Damit solle die Verbreitung rechtsextremen Gedankengutes verhindert werden, sagt Gero Wittstock von Erodata. Unter der Adresse sind nun Links zum Kampf gegen die Verbreitung von rechtsextremen Inhalten im Internet zu lesen. Auch zahlreiche private Initiativen rüsten zum Kampf gegen Rechtsextremismus im Internet - so zum Beispiel "Netz gegen Gewalt" oder "Nein zu Nazis im Netz". Unter der neuen Adresse "WebgegenRechts.de" können Internet-Surfer einen Aufruf gegen rechte Gewalt in Deutschland unterzeichnen. Zu den Initiatoren der Homepage zählt der Eiskunstlaufstar Katarina Witt.

Der Missbrauch des Internets als Plattform für die Verbreitung neonazistischen Gedankengutes hat nach Erkenntnissen des Bundesamtes für Verfassungsschutz in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen. So hat sich die Zahl der Internet-Auftritte von deutschen Rechtsextremisten seit 1996 mehr als verzehnfacht; im vergangenen Jahr zählten die Verfassungsschützer rund 330 Homepages deutscher Neonazis - Tendenz: steigend. "Volksverhetzende und antisemitische Inhalte werden ebenso propagiert wie politischer Gegner und mitunter detaillierte Anleitungen zur Herstellung von Spreng- und Brandsätzen", heißt es auf der Homepage des Bundesamtes. Insbesondere junge Menschen, die über traditionelle Medien nicht oder nur bedingt erreichbar seien, könnten über das Internet mit rechtsextremistischem Gedankengut in Berührung kommen, warnen die Verfassungsschützer.

Der Kampf gegen Rechtsextremismus im Netz ist auch Thema eines Treffens von Internet-Providern und der Denic am Freitag in Berlin. Gegründet werden soll die "Initiative gegen Missbrauch im Internet". "Wir wollen uns auf eine gemeinsame Handlungsweise einigen", erläutert Sören Heinz, Sprecher der Berliner Strato AG. Das Unternehmen, Anbieter von Homepages ist Initiator der Initiative. Daran beteiligen will sich nach Darstellung Heinzes auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel. dpa